2. Etappe von Rodenbach nach Neuenhasslau

Juhu - die Nacht ist endlich rum und wir dürfen laufen. Ich glaube kaum, dass ich mehr als eine Stunde geschlafen habe. Der Kaffee gestern abend um 21.00 Uhr war zudem sicherlich zu spät :-) Die Ersten krauchen um 6.00 Uhr aus ihren Schlafsäcken, eine Dreiviertelstunde später gehen Ciaron und ich in Richtung Gaststätte um zu frühstücken. Am Wettkampfbüro hatten wir am Vortag extra einen Frühstücksbon gekauft für den jeweiligen Morgen. Am Eingang der Gaststätte sitzt Cheffe und sammelt die Bons von jeden ein. Auf Nebentischen ist ein reichliches tolles Frühstücks-Büffet aufgebaut. Alles was das Herz begehrt - von Müsli, Yoghurts, Cornflakes, verschiedenen Säften, verschiedenen Marmeladen bis hin zu Käse und Wurstsorten. Leider ist nicht alles ideal so kurz vor dem Wettkampf und ich beschränke mich auf Brötchen mit Marmelade, O-Saft und Kaffee. Ein Risiko nachher in die Büsche zu wandern möchte ich nicht eingehen. Heute steht Morgens schon eine Etappe an, die es in sich hat. Auf der kleinsten Etappe mit nur 14 Kilometern sind 195 Höhenmeter zu bewältigen.

 

Erste Anstiege

Wir packen unsere Kleiderbeutel, die wir zur Ende der Etappe in Neuenhasslau zunächst benötigen. Das heißt erneutes Aufgeben von Duschzeug, Isomatte, frischer Kleidung. Anzumerken sei hier auf jeden Fall, dass die Transporter nicht nur die Beutel zu den nächsten Zielort brachten, nein - vielmehr wurden ganze Feldbetten transportiert. Absolut genial ! Danach heißt es sich für den nächsten Lauf einzukleiden, alles muss sorgfältig geplant sein. Gestern vergaß ich die Flip-Flops umzupacken und stand prompt ohne diesen da. Wir schauen uns auf Skizzen die kommende Etappe an: Wann erwarten uns Anstiege, und welches Tempo geht man an. Es hat zu regnen angefangen, momentan sieht es nicht danach aus das es ein schöner Tag wird. Aber kurz vor dem Start hört der Regen auf. Von New Balance 1080 wechsele ich bei der morgendlichen Etappe auf die Nike Pegasus, da die ersten Einheiten auf Waldboden anstehen. Ciaron und ich laufen uns ein wenig warn. Vanman weißt uns durch den Lautsprecher daraufhin, dass am gestrigen Tag einige geparkte Autos um ein paar EC-Karten leichter gemacht wurden. Mit dem Transponder-Schlüssel wurde in dem Moment des Abschließens von anderen Langfingern dazwischen gefunkt und somit war das Fahrzeug nicht abgeschlossen. Clever wie die Diebe waren, nahmen sie überwiegend nur die Karten, ließen sogar teilweise das Geld drin, damit dies nicht sofort auffällt. Deshalb sollte jeder Teilnehmer beim Abschließen des Wagens noch einmal kontrollieren.

Irgendwie fühlen sich meine Beine noch nicht richtig frisch an, aber meistens gibt es sich ja nach einigen Kilometern. Vanman gibt uns kurz die Strecke durch und pünktlich um 9.30 Uhr gehts los. Es geht über die schmalen Landschaftswege nach Niederrodenbach. Ich komme zunächst am Start schlecht weg, da ich ein wenig zu weit hinten stand, aber egal - nur kein Stress machen. Durch den Ort kommen wir vorbei am Haus des Alterspräsidenten der Deutschen Ultra-Vereinigung. Die Strasse ist geschmückt mit vielen Fahnen und er lässt es sich nicht nehmen und klatscht einige Läufer persönlich ab. Es geht zunächst weiter asphaltiert über Wirtschaftswege. Bei einer Rechtsabbiegung in Oberrodenbach steht direkt vor einen sehr guten Anstieg: 60 Höhenmeter auf 600 m so aus dem Nichts :-) - aber trotzdem noch harmlos. Das Feld zieht sich nunmehr gut auseinander. Viele Läufer, die am Vortag eine ähnliche Zeit wie ich liefen, befinden sich nun auch wieder um mich herum. Es macht richtig Spaß, auch wenn es langsam anstrengender wird.

 

Traumhaft schöne Landschaft

Es geht nun über Waldwege in Richtung Käferberg und hier hin erwartet uns der nächste Anstieg. Ein noch stärkeres Profil wie zuvor. Selbst bei den Anstiegen verliere ich nicht viele Sekunden und liege jederzeit voll im Plan. Das Wetter ist viel besser gewesen und zwischen den Wolken zeigt sich nun auch die Sonne das eine oder andere Mal. Es wird langsam warm ! Oben am Käferberg angekommen, heißt es einmal kurz durchschnaufen und ab gehts zum steilen Bergablaufen. Es geht richtig voll auf die Knie und nach einigen hundert Metern merke ich mein Knie schon sehr heftig rebellieren. Wir kommen aus dem Wald und blicken über eine traumhafte Landschaft dem hessischen Spessart. Am liebsten möchte man stehenbleiben und den Ausblick aufsaugen. Kaum in den Gedanken versunken saust in einen Affenzahn Joanna T. vorbei, die erste Frau. Angefeuert von einzelnen Zuschauern rast sie im wahrsten Sinne des Wortes den Berg herunter. So geht das nicht, denke ich mir und hefte mich an sie und beschleunige das Tempo ebenfalls heftig. Der kommende Kilometer ist somit in 3:54 Min.! Trotzdem, bei der 2. Etappe ist sie mir noch ein wenig zu schnell und ist nachher knapp 11 Sekunden vor mir - aber bei der nächsten Etappe wird sie hinter mir sein :-) Es geht vorbei an dem Haus des mehrfachen Leichtathletik-Europameisters Harald Schmidt in Richtung Neuenhaßlau. Ich habe ein tolles Tempo drauf und komme als 60. mit 1:00:41 Std. ins Ziel. In der Gesamtwertung verbessere ich mich auf Platz 57. Das starke Abwärtslaufen bekam mein rechtes Knie gar nicht gut und es schmerzt schon heftiger. Allgemein habe ich die ersten größeren Wehwehchen. Neben dem Knie schmerzt mal wieder die linke Ferse. Ein pochender Schmerz - ich überlege für die nächste Etappe die Füße zu tapen. Meine Füße sehen zudem gar nicht gut aus, an beiden habe ich mittlerweile fette Blasen. Jetzt muss Neo-Balistol helfen. Das ist mir alles ein bisschen zu früh - wir haben erst die 2. Etappe hinter uns.

Im Ziel werden wir gut versorgt und als Ciaron und Christian eingetroffen sind, machen wir uns auf den Weg in Richtung Turnhalle zum Duschen. Das Duschen ist bei diesem Event in keinster Weise zu vergleichen mit dem bei anderen Wettkämpfen. Wie geschrieben, ist alles hier wie eine große Gemeinschaft oder Familie - genauso wird geduscht. Ob Männlein oder Weiblein, es gibt keine unterschiedliche Duschen. Man duscht gemeinsam! Gegen 11.30 Uhr fahren wir wieder mit dem Shuttlebus zurück nach Rodenbach, den Wagen nachholen und in Neuenhaßlau ein paar Stunden entspannen. Gemütlich eine Nudelsuppe essen, Sachen zum trocknen aufhängen. Es ist nicht viel Zeit - also Beine mit Franz-Brantwein einreiben ausruhen und auf die Decke auf der Wiese vor der Halle fallen lassen. Vielleicht kann man ja für ein paar Minuten schlafen - schön wäre es jedenfalls. Manch andere sind scheinbar erfahrener bei diesem Event. Sie haben ihren Wagen umgebaut, mit Matrazen ausgelegt, Vorhänge vor und schlafen mit Ruhe im Fahrzeug.

Noch 52 Kilometer und wir kriegen dieses "verdammte Finisher-Shirt" :-)

144. Wettkampf Datum Distanz Zeit Geamtplatz AK-Platz
 2. Etappe 11.06.2011 14 km 1:00:41 Std. 60. von 494