"Schwarzes Wasser" - Waldsee - Schloss Diersfordt - Großes Venn

Bei knapp 27 Grad einen schnellen 5er oder 10er Wettkampf laufen hatten wir nicht unbedingt Lust zu. So entschlossen wir uns Samstags in Richtung Hamminkeln zu fahren um dort einige gemütliche Kilometer zu laufen.

 

Beginnend „Am Schwarzen Wasser“ ging es direkt durch ein großes Waldgebiet. Der Weiher wurde benannt nach seiner braunschwarzen Färbung, entstanden vermutlich in der Nacheiszeit durch eine abflußlose Aufblasungswanne, welches sich mit nährstoffarmen Wasser füllte.  Die Strecke ist sehr schön zu laufen, immer wieder führen gut befestigte Wege zu allen Seiten, teilweise auch einige Single Trails. Der Untergrund ist Waldboden, oftmals auch mit Sand. Ideales Training für einfache Trailläufe. Zudem sind es kleine Erhebungen, wodurch die Strecke nicht als ganz flach zu bezeichnen ist. Es macht Spaß hier zu laufen. Da wir einen anderen Zugang zu diesem Waldgebiet nehmen, als ursprünglich geplant, lassen wir den Weiher links liegen und laufen über den Heuweg in Richtung Diersfordt. Hier möchten wir gerne den Waldsee sehen mit den nahegelegenden Schloss Diersfordt. Die Strecke ist für Radfahrer gut ausgeschildert, auch wenn manchmal das eine oder andere Schild fehlt, wo man es benötigte bzw. vermutlich verdreht ist.

 

 

Wir stoßen auf einen Abzweigschild „Grabdenkmal“ was uns natürlich neugierig macht. Nach ca. 200 m sehen wir dort zwei Denkmäler von den Erbauern der Schlosslandschaft von Schloss Diersfordt, den Freiherren von Wylich. Eine Infotafel beschreibt die Geschichte hierzu. Für einen Läufer ist natürlich neben dem rechten Denkmal, linksliegend die kleine Rampe interessant, die steil bergab geht. Ich probiere diese sofort aus, einmal runter und hoch. Nun möchten wir auch das Schloss sehen und laufen weiter in Richtung Schloss Diersfordt, ein Radwegschild taucht auf, welches zur Personenfähre am Rhein führt (ca. 5,5 km entfernt), sicherlich auch interessant. Wir wählen Schloss Diersfordt. Ein Stückchen an der Straße entlang verpassen wir den Zugang zum Waldsee, weil es eher aussieht als ob man auf einen privaten Bauergehöft kommt. Aber ersehen sofort einen Wanderweg, der uns zu unseren Ziel führt. Nun läuft man an diesen sehr großen Baggersee direkt entlang. Dieser See wird durch Kiesabbau stetig vergrößert. Ein altes Kiesabbauboot am Ufer ist sehenswert. Der Diersfordter Waldsee wurde in den letzten 30 Jahre immer mehr rekultiviert. So wurde im Jahre 1987 eine große Insel für Vögel und Biber angelegt. Am Südufer ist ein Steg angelegt für Segel- und Paddelboote. Wir wundern uns erst, das so große Boote auf so einen See stehen, aber nachdem wir nach und nach die Größe des Sees erblicken, sind wir echt überrascht. Selbst ein Besucherboot  können Touristen das künstlich angelegte Biotop besichtigen.

 

 

Wir laufen nun zum Schloss, welches nur ein paar hundert Meter entfernt ist. Das Wasserschloss , welches auf eine mittelalterliche Burg zurückgeht, hat eine fast 700jährige Geschichte. Die Anlage ist zugänglich, linksliegend sind jedoch die Privatgebäude der Besitzer. Rund um den Schloss kann man den früheren Burggraben erahnen. Am Eingang  des Eiskellers befindet sich ein Museum. Im Hofbereich links das Hauptgebäude, welches als Hotel und für Veranstaltungen des Besitzers genutzt wird. Gerade vor Kopf die Schlosskirche. Im Jahr 1928 wurde die Schlossanlage nach einem Brand nahezu komplett zerstört. 1929 wurde es, auf Grund der hohen Kosten, ein wenig kleiner neu aufgebaut. Auch im 2. Weltkrieg wurde das Schloss insbesondere die Schlosskirche stark beschädigt. Es geht weiter. Unser nächstes Ziel ist das Naturschutzgebiet „Großes Venn“ welches sich im Diersfordter Wald in Richtung Hamminkeln befindet. Nach ein paar hundert Meter an der Straße entlang erblicken wir eine Infotafel, welches uns 2 Zugänge zu diesem großen Waldgebiet zeigt. Wir laufen zunächst an der Straße entlang um dann linksabbiegend über einen Waldweg entlang eines Zaunes sozusagen umlaufen. Der Untergrund ist weich, teilweise mit Wurzeln überseht und gut zu laufen. Ein weiteres Mal links ab, befindet sich der Nord-Zugang: Eine Wildschleuse ermöglicht Wanderern oder uns Läufern J den Zugang. Von den Schlossherren von Diersfordt wurde dieses 1.800 Hektar großes Wildgatter um 1850 zur Jagd errichtet. Heute ist dieses Gehege noch 350 Hektar gross. Das gesamte Gebiet besteht aus eiszeitlichen Sanddünen, die zu weiten Teilen mit alten, knorrigen Eichen, Rotbuchen und Waldkiefern bewachsen sind. Zudem sind hier kleine Moor- und Heideflächen besiedelt. Die Strecke ist ein Traum. Der „Große Veen“ bezeichnet den moorigen bis sumpfigen Lebensraum. Rothirsch, Damhirsch, Mufflons kann man hier mit Glück sehen. Wir haben Glück, nur 50 m entfernt erblicken wir eine große Wildschwein-Familie mit Jungtieren. Still und leise lassen wir sie vorbeiziehen und sind vorsichtig. Nun laufen wir über den Moorerlebnisweg, der teilweise über Holzbohlen geht. Immer wieder staunen wir über die Schönheit dieses Gebietes, welches ja nicht so weit entfernt von uns liegt. Die seltene Libellenart Große Moosjungfer, der Moorfrosch und seltene Pflanzenarten wie das rote Torfmoos, Sonnentau, Wollgras oder Rosmarinheide sind nur einige von vielen Arten, die das Große Veen zu einem besonderen Kleinod machen.

 

Es geht weiter über den Hirschkäferrundweg, benannt danach, das hier der sonst seltene Hirschkäfer in großer Population beheimatet ist.

 

 

Langsam wird’s anstrengend, der Untergrund ist zwar sehr schön zu laufen, aber schließlich haben wir fast 18 km bei warmen Temperaturen belaufen. Wir verlassen das Wildgatter und laufen den Weg zurück in Richtung Hauptstraße. Hier sehen eine Baustelle wo ein schrankenloser Übergang über eine Bahnschiene gebaut wird. Also nicht allzu fern dort wo unser Auto steht. Irgendwie müssen wir auf die andere Seite kommen und nach einem kurzen Überqueren dieser Baustelle über einen Sandweg erlangen wir auf den Wirtschaftsweg in Richtung „Am schwarzen Wasser“. 22 Kilometer sind es geworden und die Strecke ist wirklich ein Traum und erlebnisreich für Naturfreunde.

 

Die Strecke lässt sich beliebig noch ausbauen mit Abstecher zum Bislicher Wald, gegenüberliegend vom „Großen Venn“ oder in der anderen Richtung zum Auesee bzw. zum Rhein. Ein wahres Läuferparadies.