Gedanken freien Lauf lassen

 

 

Heute geht es mal nicht um einen Laufbericht, der schönen Art. Heute möchte ich mal meinen Gedanken, freien Lauf lassen. Lange liegt es mir schon im Kopf, doch ich hielt mich zurück, weil die wenigsten es / mich verstehen werden.

 

 

Jeder, der uns hier verfolgt, weiß wie viele Jahre wir „DAS LAUFEN“ lieben / liebten. Ob wir ehrgeizig oder nur aus Spaß unterwegs waren – wir waren immer mit Herz unterwegs.

 

 

Wir haben viele nette Menschen und viele Länder, durch das Laufen kennen gelernt. Und ja sogar uns und unsere körperlichen Grenzen.

 

 

Doch im Laufe der Jahre hat sich vieles verändert. Eine Veränderung, mit der ich nicht mithalten möchte und auch nicht mithalten kann. Laufen – wie wir es kennen und lieben gelernt haben, ist heute extrem anders geworden. Heute zählt bei den meisten nur noch „höher“ / „weiter“ / „bekloppter“! Und das leider, nicht nur in Läuferkreisen! Nein, man begegnet das immer wieder und immer öfter. WARUM? WOFÜR? Mensch, es ist unser Hobby – wir verdienen damit kein Geld. Wenn wir Glück haben, vielleicht mal einen Pokal :-)

 

 

Früher konnte man sich mit gleichgesinnten über Training, Trainingsziele, Wettkampfplanung und vieles mehr unterhalten. Heute brauch das niemand mehr. Heute kann jeder „alles essen“ – „Alkohol saufen“ – „rennen was das Zeug hält“ und das egal ob im Training oder zu Wettkämpfen. Hey Leute, mal ganz ehrlich! Warum funktioniert das niemals bei den Profis? Ein Profi muss richtig trainieren, um Ziele zu erreichen – muss auf seine Ernährung achten und lässt die Finger vom Alkohol.

 

 

Und es gab Zeiten unter uns, da war all das auch für uns wichtig, wenn man im Wettkampf Ziele hatte. Und es gab Zeiten, da haben sich auch die Hobbyläufer ganz speziell vorbereitet, um Ziele zu erreichen. Wie viele Hobbyläufer träumten von magische Grenzen im Marathon? Wie bei mir zum Beispiel, eine sub 4 Stunden im Marathon. Und da war einem klar, dass wir nicht alle irgendwelche Talente sind, denen es aus heiterem Himmel, in den Schoß fällt. Wofür gibt es Trainingspläne? Heute wird nur noch geprotzt, wie viele Marathon`s pro Jahr / oder sogar Monat gerannt wurden. Heute laufen Hobbyläufer es mal eben im Training und setzten noch Tempoeinheiten hinterher. Und meinen noch, es macht nix. „Alles super“!!

 

 

Und meine Entscheidung liegt nicht nur an der heutigen Mentalität. Wir werden älter. Und unser Körper ist keine Maschine, die bis ins hohe Alter immer funktionsfähig ist, so wie wir es uns wünschen. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber die muss man suchen. Und genau aus diesem Grund, habe ich mich im Jahr 2017 entschieden, keinen Marathon mehr zu laufen, obwohl ich meinen Traum – die sub 4 Stunden -  nie erreicht habe. Ich bin damals für meine Gesundheit angefangen zu laufen, weil ich mehrere Bandscheibenvorfälle habe. Und ja, es war die einzig richtige Entscheidung, Laufschuhe zu schnüren. Seit ich laufe, haben sich meine Probleme, welche ich durch die Bandscheibenvorfälle hatte, deutlich gelegt. Wir haben aufgehört zu rauchen und ernähren uns viel bewusster und gesünder. Und darauf bin ich stolz.

 

 

Doch als ich in 2017 sagte: „ich will das nicht mehr“, hat mir mein Körper immer öfter gezeigt, dass es besser ist, weniger ehrgeizig unterwegs zu sein und weg von den langen Kanten. Und jeder der weiß, mit wie viel Herzblut ich unterwegs war, kann sich vorstellen, wie schwer diese Entscheidung war und ja - immer noch ist.

 

Mein großer Wunsch war und ist, noch viele Laufjahre genießen zu können. Nicht auf biegen und brechen, mich in den Keller zu laufen. Und so zog ich es durch und bin keinen Marathon mehr gelaufen. Bin seitdem, mehr oder weniger nur noch nach Gefühl unterwegs gewesen. Mal mehr, mal weniger, mal schneller und mal nicht schnell. Immer so wie ich Lust hatte und wie ich mich gefühlt habe.

 

 

Ich wurde bereits 2016 und 1017 durch 2 Unterleibsoperationen zurück geschmissen, doch immer wieder kam ich recht schnell wieder zurück, wenn ich auch nie wieder so schnell unterwegs war. Aber damit konnte man leben. Es ging mir gut dabei und nur das zählte. Ich liebe ja das Laufen, ich mache es ja nicht, um mich oder meine Erfolge zu zeigen!

 

 

Doch auch das ist mir seit einem Jahr nicht mehr gegönnt. Mein Körper setzt mir immer neue Grenzen und aktuell, bin ich ziemlich deprimiert. Und genau darum muss ich das hier einfach alles einmal los werden!

 

 

Ich kämpfe aktuell gegen eine ganz akute Nierenbeckenentzündung. Fast 5 Wochen bin ich mittlerweile keinen einzigen Kilometer gelaufen. Ganz im Gegenteil, ich erfreue mich gerade über 2 KM ganz entspannt spazieren gehen. So viele Medikamente wie ich während dieser Krankheit in meinen Körper schmeißen musste, brauchte ich mein ganzes Leben nicht. Die Auswirkungen der Medikamente und das langanhaltend hohe Fieber (bis 40 Grad) sowie das lange Liegen, zehren nun an mir. Und glaubt mir, ich hatte echt extrem viel Zeit zu überlegen. Unter anderem, ging mir all das durch den Kopf, was ich jetzt hier los lasse. Und ja – ich mache es nicht, weil ich jetzt Mitleid oder ähnliches haben möchte. Ich wünsche mir nur eins! Und zwar – dass viele Menschen es lesen – dass viele Menschen einmal darüber nachdenken – und dass sich viele Menschen einmal etwas ganz wichtiges vor Augen halten sollte:

 

 

„Wir haben nur 1 Leben“!

 

Und das sollte man nicht auf`s Spiel setzen, nur um im Rampenlicht zu stehen oder sich ständig beweihräuchern zu lassen! Außerdem lebt jeder nicht nur für sich. Ich lebe unter anderem – für meinen Mann. Und er hat nichts davon, wenn ich ehrgeizig Ziele hinterher jage, für welche unser Körper nicht geeignet ist.

 

 

Und genau aus diesem Grund, haben wir uns auch von Facebook extrem zurück gezogen. Denn durch Facebook, konnte diese Mentalität wachsen! Sehr sehr schade!

 

 

In diesem Sinne

 

Liebe Grüße Angelika