Amsterdam-Marathon

Amsterdam und Amsterdam-Marathon NIE WIEDER !!!

Rechtzeitig zum Marathon kamen die ersten Beschwerden. War in den vergangenen Wochen überwiegend der Rücken mein Problem, machte mir nun seit dem Schermbecker Halbmarathon der linke Fuß Sorgen. Am Spann war eine Schwellung und Entzündung. Dachte ich zunächst, ich hätte den Laufschuh zu fest geschnürrt, war es nun ein ständiger Schmerz. Mein Physio hatte mir eine Salbe mitgegeben und ich hoffte das ich in den verbleibenen 2 Wochen den Fuß wieder hin bekomme. Um kein Risiko einzugehen, konnte ich das geplante Training bis zum Marathon nicht so absolvieren wie ich mir eigentlich vorgenommen habe.

 

Hier passte gar nichts....

Unsere Startunterlagen hatten wir per Post bekommen und sofort am Abend durchgearbeitet. Der Marathon konnte kommen. Der Fuß machte sich zwar immer wieder bemerkbar, aber es hielt sich in Grenzen. Bis auf das reduzierte Training wegen diesen Problemen, konnte ich den Trainingsplan ideal einhalten. Die Testläufe in Gladbeck und vor allen Dingen in Schermbeck waren gut, der Bertlicher Lauf zwar wenig - ich machte mir aber keine Sorgen.  Auch das Marathontempo um die 4:30 Min. klappte selbst bei einem Umfang von 21 Kilometern locker. Die zwei Taperwochen reduzierte ich das Training kräftig und erholte mich gut. Diesmal machst Du nicht den Fehler wie sonst, unausgeruht an den Start zu gehen, dachte ich mir. 

 

Die Anfahrt nach Amsterdam klappte prima, früh durchgekommen trotz zahlerreicher Baustellen, begann dieses Katastrophen-Wochenende. In der Innenstadt angekommen, fanden wir auch relativ schnell die Straße unseres Hotels, nur zugänglich war diese nicht. Von der einen Seite begann sie als Einbahnstrasse, von der anderen Seite wegen einer Baustelle gar nicht zugänglich. Wir kamen einfach nicht in die Nähe durch die engen Gassen. Kurzeitige Parkmöglichkeit - NULL ! Das Amsterdam eine Fahrrad-Stadt ist, ist bekannt. Das die Fahrradfahrer dort aber einen so unter der Birne haben, damit hätte ich nicht mit gerechnet. Nachdem ich auf einen Lkw-Fahrer wartete, der einen Container auflud, musste natürlich einer von diesen Radfahrern durch die enge Lücke durch und knallte mir vor meinen Spiegel und verbog diesen. Doof entgeistert angeguckt fuhr er weiter. Irgendwann platzte mir der Kragen und ich bog durch die verkehrsberuhigte Zone wo eigentlich nur die Straßenbahn fuhren durfte, auf die Straße unseres Hotels. Angehalten, alle Klamotten schnell rausgeschmissen mit Warnblinklicht - Angelika rannte zum Hotel und meldete uns an. Ich konnte jedoch nicht stehenbleiben und hatte das erste Hupkonzert von Anlieferer-Lkw`s die durchwollten. Also raus aus der Strasse, wieder einen 2 km-Bogen herum, durch die Fussgängerzone und stehengeblieben. Die Dame von der Rezeption meinte - könnte eine halbe Stunde dauern bis der Wagen abgeholt wird und ich müsste dies weiter so machen, wenn ich keine Parkeinbuchtung finde. Kaum ausgesprochen, wurde schon wieder gehupt und ich fuhr erneut einmal durch die engen Gassen, wo ich aufpassen musste das mir nicht Radfahrer mit Kopfhörern und Handys in der Hand in den Wagen knallten. 

 

Dieses Spielchen ging fast eine ganze Stunde, kurz bevor der Wagen abgeholt wurde, fanden wir eine Einbuchtung zum hinstellen. Mittlerweile war schon fast 17.00 Uhr ! Eigentlich wollten wir schon längst auf dem Weg zur Startnummernausgabe sein. Für die nicht einmal ganzen 3 Tage zahlten wir 95 Euro Parkgebühren für unser Fahrzeug, dass irgendwie in einen Parkhaus gestellt wurde. Und das war ein Sonderpreis, da es 3 Tage waren......

Die Koffer hoch getragen in den 4. Stock - Fahrstuhl gabs kein! Steile Treppen, die nicht zu toppen sind. Angelika warnte mich schon vor, als ich den Wagen übergab: Zimmer Katastrophe ! Dieses Hotel wurde vom Veranstalter empfohlen und war nicht billig. Die Tür konnte man gar nicht ganz aufmachen, dann fiel man schon aufs Bett, am Ende des Bett war schon das Fenster. Am Fußende waren vielleicht noch 15 Zentimeter. Ansonsten nichts! Kein Schrank, keine Möglichkeit irgendwas abzulegen. Auf dem kleinen Bestelltisch, wo eigentlich die Lampe stand und auf der Heizung legten wir unsere Koffer und Taschen ab. Angelika platzierte ihren Koffer sogar in den angrenzenden Badezimmer, weil es keine Stellmöglichkeit mehr gab. 

Wer nicht aufpasste, ging auf das Zimmer und fiel auf der anderen Seite wieder raus. Das war ein Abstellraum oder eine Ausnüchterungszelle für die Fetenkönige aus den benachbarten Pubs.

Desweiteren roch das ganze Zimmer nach P.... ! Gesaugt wurde hier gar nicht, Krümmel und Papierfetzen der Vorbewohner lagen alle rum. Irgendwie kriegen wir die Tage hier rum dachten wir ! Dadurch das wir keine Abstellmöglichkeiten im Zimmer hatten, war man ständig am suchen und es herrschte immer nur ein Durcheinander. Das Auspacken hatten wir uns jedenfalls damit gespart. Nun wollten wir auf jeden Fall noch schnell zum Bahnhof uns 48-Stunden-Tickets holen und ab zur Marathon-Messe. 

Ausschilderung zum Bahnhof ebenfalls grausig. Nachdem wir uns ein paar verlaufen hatten, fanden wir noch ein ungenaues Hinweis-Schild. Hier am Bahnhof - ebenfalls Chaos ohne Ende. Wir stellten uns in einer Schlange an und als wir drankamen, erzählte man uns, diese Tickets gibts nur auf der anderen Straßenseite. Astrein !!! 

 

Rüber zum anderen Gebäude und da war der Bär los. Oben über einen Monitor flackerten immer verschiedene Nummern auf, womit keiner was anfangen konnte. Wir fragten zwei österreische Marathonis, die jeweils einen Zettel in der Hand hielten: Hier musste man eine Nummer ziehen um an einen Schalter zu gehen. Wer nicht in Blitzeseile mit seiner Nummer zum Schalter ging, hatte Pech. Wie das für die Marathonis zu funktionieren hatte wurde auf einen mit Kugelschreiber gekrickelten Zettel oberhalb des Nummernautomaten in holländisch erklärt. Nix englisch, nix andere Sprache - Du musst doof sterben.

Ruckizucki leuchteten die verschiedensten Zahlenkombinationen, trotzdem dauerte es eine Ewigkeit bis man dran kam. Die Marathon-Messe war somit gegessen !

Nachdem wir unsere Tickets hatten, die nächste Frage: Müssen wir das Dingen noch abstempeln oder gelten die einfach so ? Noch besser stellte es sich raus. Bei jeden Betreten UND beim Verlassen aus der Bahn, musste man sich ein- und ausstempeln. Aber das war alles halb so wild, was uns alles noch in den nächsten Tagen erwarten würde.

 

Nudeln in der Pommesschale

Es ging zurück zu unsere "Räuberhöhle", die sich Zimmer nannte. Auf der Strasse herrschte schon am frühen Abend Ramba-Zamba. Wir suchten uns eine Fast-Food-Pizzeria in der Umgebung. Angelika fragte: Kostet die ganze Pizza 3,75 Euro oder nur ein Stück? Nein, das war nur ein Stück für den Preis. Meine Pasta kostete 6 Euro und war eine kleine Pommesschale voll mit Nudeln. Davon könnte ich 4 Stück essen und ich würde nicht satt werden. 

Zurück in der Räuberhöhle aß ich noch Rosinenbrötchen und Müsli um zumindest einigermaßen satt zu werden. Draußen war bereits ein Krach ohne Ende! Nicht zu oft diese steile Treppen bis zum 4. Stockwerk hoch, das schlauchte nicht nur uns - sondern auch die anderen Gäste.

Ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende.....oder doch nicht ? Wir legten uns schlafen - oder besser gesagt wir versuchten es. Unter uns mehrere Pubs, gegenüber Discothek und Pubs und es dröhnte trotz geschlossenen Fenster. An Einschlafen zu denken - war nur ein Wunschdenken. Ich zählte "Schäfchen" und irgendwann bei 1.500 fing ich wieder von vorne an. Irgendwann stopfte ich mir Papiertaschentücher-Stücke in die Ohren und legte das Kissen auf meinen Kopf. Selbst das brachte nichts. Nach 24:00 Uhr wurde uns der Strom abgestellt und wir durften im Dunklen über das Bett ins Badezimmer robben. Wahrscheinlich brauchten die Verstärker im gegenüberliegenden Pub mehr Saft :-)

Gegen 6.00 Uhr wurde es ruhiger, mit Schlafen hatte es da nichts mehr zu tun. Mit dicken Augen standen wir auf und machten uns Frühstück auf unseren Bett (!). 

 

Wie kommen wir nun zur Marathonmesse? Wir hatten uns schon vorher schlau im Internet gemacht und wussten mit welcher S-Bahn wir dorthin kommen würden, doch das reichte nicht. Am Hauptbahnhof angekommen fragten wir ein paar Leute von den Verkehrsbetrieben, wo wir die S-Bahn überhaupt finden würden. Schlecht gelaunt, da wir das Gespräch der beiden Bediensteten unterbrachen, wurde der Weg bestätigt. Dort angekommen fragten wir einen weiteren Angestellten: Wie kommen wir eigentlich morgen zum Start? Dieser meinte, wir müssten mit der S-Bahn fahren. Die Haltestelle davon war aber rund 3 Kilometer von unserem Hotel entfernt !! Super !! Unsere Laune war schon auf dem Tiefpunkt ! Wir fuhren mit der S-Bahn zur Sporthalle wo es die Startunterlagen gab. Und weiter ständig, Fragen über Fragen - die uns keiner beantworten konnte und auch nicht in derAusschreibung stand. 

Eine nette Helferin meinte, dass die Straßenbahn 16 fahren würde, zwar noch bis zur Haltestelle über 1 km entfernt, aber ganz o.k. !! Hätten wir uns darauf erst gar nicht verlassen.......

Wir holten unsere Startnummer ab und stellten fest, das es keinen Kleiderbeutel gab. Nachgefragt: "Your own bag" !

 

Super - auch das stand nicht in der Ausschreibung und so war es auch nicht geplant, dass wir unsere großen Sporttaschen aufgeben würden. Wir schauten uns die Zelte an, wo diese vorraussichtlich am morgigen Tage aufgegeben würden und sagten uns nur: Das gibt Chaos !!

Auf der dürftigen Marathonmesse, welche nichts - aber auch rein garnichts interessantes anbot, trafen wir noch Jan Winschermann - Racedirector vom Düsseldorf-Marathon. Das gemütliche schöne Quatschen mit ihm, war das erste positive an diesem Wochenende.

 

Bei der Startnummernausgabe gab es die Startnummer im Umschlag in einer leeren Plastiktüte. Ansonsten nichts! Die Sponsoren sind hier wohl ein bißchen geiziger. Über kleinen Firlefanz freut sich nunmal der Läufer. Naja - auch damit kann man leben. Desweiteren im Startnummernumschlag eine Pace-Armband zum um den Arm kleben. Konnte ich nichts mit anfangen - standen die Zwischenzeiten für 3:30 in 5-km-Splitts drauf. Wollte es zunächst erst wegschmeißen - gut das ich das nicht getan habe.

Ich schaute so auf meine Startnummer und meinte zu Angelika: "Die kontrollieren doch die Zugänge zum Start. Woher wissen die, in welchen Block wer gehört? Kein Buchstabe auf der Startnummer, kein Klebepunkt nichts. Wir erneut zu einem Helfer hin, der uns darauf hinwies, das das Paceband die Block-Kontrolle ist. Gut das ich das Dingen nicht weggeschmissen hatte. 

Ein kleiner Besuch ins Olympiastadion und wir fuhren bei strahlendblauen Himmel in die Innenstadt zurück und planten, wann wir am morgigen Tag aufstehen würden und zur Bahn gehen wollten. Sicherheitshalber schauten wir auf die Hinweise an der betreffenden Haltestelle: Erste Bahn um 8:11 Uhr - nur zur Info: 9:30 Uhr war start. Wenn man noch die ganzen Haltestellen dazurechnet, das Umziehen, Kleiderbeutelaufgabe und der Gang zum Stadion in seinen jeweiligen Block - meinten wir: Die werden sicher Sonderbahnen einsetzen. Allein die Masse von über 10.000 Marathonis und die kurze Zeit - das geht gar nicht.

Auch da haben wir uns sehr getäuscht !!!

Den Nachmittag verbrachten wir in der Innenstadt, die auf Grund einer Demonstration und der Kirmes kräftig überfüllt war. Einen Becher Kaffee geschlürft (zur Info: Kostete vor unserem Hotel im Stehcafe als "Koffee to go" schlappe 4,50 Euro) und nochmal zurück zur Räuberhöhle um sich fürs Abendessen frisch zu machen und ein wenig zu entspannen. Denn mittlerweile fielen uns von der vergangenen Nacht die Augen zu. 

Mit der Tram in die City und in eine nahegelegende Pizzeria. Hier das krasse Gegenteil. Tolle Umgebung, leckere Pizza und das für normales Geld. 

 

Wieder eine Nacht mit Remmi-Demmi

Den Abend beendeten wir gegen 20.00 Uhr, da wir ja schon am Sonntag früh rausmussten.  Schlafen ? Dem Krach vom Freitag setzte es am Samstag noch einen drauf. 

Andere Läufer haben am Vortag vielleicht ein Problem mit der Kleidungs- oder Schuhwahl - wir hatten das Problem, irgendwie die Augen zuzukriegen.

Zweiter Tag ohne Schlaf ! 

Gegen 6:00 Uhr ging der Wecker. Wir hatten am Abend alles vorbereitet. Tasche gepackt, Startnummer an den Laufklamotten. Gefrühstückt und es ging los in Richtung Tram-Haltestelle. Gegen 7:10 Uhr waren wir angekommen und weitere Marathonis standen auch schon dort und warteten. Warteten....und warteten..... Was nicht kam war die Tram! Gegen 7:30 Uhr rannten die ersten Marathonis zum 3 Kilometer entfernten Hauptbahnhof um zumindest mit der S-Bahn zum Start zu kommen. Gegen 7:40 Uhr wurden ein Läufer aus Israel, der ebenfalls wartete und wir langsam nervös. Mit gebrochenen Englisch verständigten wir uns, dass wir gemeinsam lieber ein Taxi nehmen. Dieses hielten wir mitten auf der Strasse an und innerhalb weniger Minuten waren wir im Startbereich.

 

In der Sporthalle wärmten wir uns noch ein paar Minuten, bevor wir uns umzogen und die Sporttasche aufgaben. Wahrhaftig - hier gibt jeder seine eigene Tasche auf. Von der kleinen Plastiktragetasche bis zur schweren Koffer. Gepäckaufgabe wie am Flughafen. Irgendwo gibt man sie in einen Buchstabenbereich auf und bekommt den Abschnitt mit der Nummer auf der Startnummer geklebt. Im dichten Gedränge ging es nun ins Olympiastadion.

 

Einfach alles vorherige Vergessen, jetzt genieße die tolle Atmosphäre im Stadion. Angelika ging in ihren Block, ich durch in meinen. Da es heute morgen noch sehr frisch war, hatte ich Einweg-Handschuhe, Cappy und einen alten Pullover dabei. Kurz vor dem Startschuss, noch kräftige Schlücke aus meiner Wegwerftrinkflasche und es konnte losgehen. Pullover weg und der Startschuss erfolgte. 

Cool ! Meine Startmusik: Safri Duo !! Es geht aus dem Stadion raus und ich wundere mich schon, dass es auch in meinen Bereich sehr stockt und eng ist. Kurz vor dem Rauslaufen aus dem Stadion bleiben wir sogar fast stehen.

Trotzdem machte ich mir keine Sorgen, denn so erhielt ich wenigstens meine "Bremsen" auf die ersten Kilometer. Es ist wirklich sehr eng, da manche zu Dritt oder zu Viert nebeneinander laufen. Die Strasse ist nunmal zu Beginn nicht so breit wie beispielsweise in Frankfurt. 

Den ersten Kilometer in 4:57 Min! Langsamer als geplant, aber die Sekunden holst Du nachher garantiert auf, dachte ich mir. Es ging durch den Vondelpark, der ein wenig an den Centralpark in New York erinnert. Vereinzelt ein paar Zuschauer die die Marathonis anfeuern. Ein wirklich schöner Streckenabschnitt. Mittlerweile hatten sich die einzelnen Kilometer eingependelt. Ich war zwar bis auf Kilometer 2 immer leicht langsamer als geplant, hatte aber so oder so erst vorgehabt, nach Kilometer 5 das eigentliche Marathontempo zu erreichen. So war der erste 5er Splitt mit 23:19 Min. (Schnitt 4:40 Min.) ideal. Diesmal bin wirklich sehr verhalten angegangen. An der Verpflegungsstation einen Becher geholt und nun ging es wieder Richtung Stadtionweg zum Ausgangspunkt, denn in den ersten 7 Kilometern wurde eine Schleife gelaufen. 

 

Die Handschuhe und das Cappy warf ich bei Seite, das Tempo erhöhte ich leicht. Es ging wieder auf den Stadionweg, diesmal aber in Richtung Auswärts. Auf der anderen Seite kamen einen die Läufer entgegen, die nach mir liefen. Ich versuchte dabei Angelika zu erblicken, aber das Läuferfeld war einfach zu dicht um jemanden zu sehen. Kilometer 8 und 9 auch ein wenig schneller. Bei Kilometer 10 hatte ich letztlich meine ursprüngliche Zwischenzeit erreicht. An der Verpflegungsstation 2 Salztabletten mit Wasser genommen und weiter ging es nun in Richtung Amstel. Der Untergrund ist zunächst nicht gerade mein Geschmack. Eine Art Pflastersteine und der Weg ist teilweise an der Seite leicht abschössig. Ein leichter Wind kommt einen entgegen - aber es hält sich alles im Rahmen. Trotzdem merkte ich, dass ich heute mein ursprüngliches Ziel, die 3:10 gar nicht angreifen bräuchte. Es lief nicht so locker wie ich dachte. Deshalb ließ ich es einfach laufen und wäre mit einer Sub 3:15 mehr als zufrieden gewesen. Wir erreichten einen weiteren schönen Streckenabschnitt um Kilometer 15, wo der Kindermarathon stattfand. Einige Kids abgeklatscht und über die Zwischenzeitmatte. Ein schönes Bild, der strahlend blaue Himmel mit der Windmühle im Hintergrund. Mit 22:35 Min., alles weiterhin im Soll. Doch auch wenn ich nun einige Sekunden verlieren würde, ich musste in die Büsche. Kilometer 16 somit wieder nur in 5:00 Min.! 

Fast eine halbe Minute wieder verloren, aber das war mir egal. Immer ein leichter Gegenwind, doch ich dachte mir nach dem ich auf der anderen Seite bei km 20 sein werde, wird sich das geben. Neben uns fuhr ein Schiff mit einen holländischen Schlagersänger - und der war richtig gut. Tolle Stimmung für die Läufer. Es ging in Richtung Oudekerk und somit über einen leichten Anstieg über eine Brücke auf die andere Seite der Amstel. Auch hier vereinzelt Zuschauer, die einen anfeuerten. Nicht viel - aber o.k. ! Ich krame mein erstes Gel aus der Tasche, denn bei km 20 kam die nächste Verpflegungsstation. Auf der anderen Seite, war leider nicht der gewünschte Rückenwind, der Wind wechselte eher ständig.  Ich laufe über die Matte - 5er Splitt in 23:11 Min. - die Pippi-Sekunden waren genau über das Soll. 

 

Das Gel verdrückt und mit Wasser runtergespült ging es weiter in Richtung Amsterdam.  Über die Halbmarathon-Matte mit 1:36:17 Min.! Hochgerechnet würde es rund eine 3:13 ergeben, doch so richtig dran glaube konnte ich nicht. Es wurde viel zu früh schon schwerer. Auch wenn die Verpflegungspunkte rund alle 5 Kilometer waren - für mich waren sie heute einfach zu wenig. Die Temperaturen waren zwar ideal, aber die Sonne hatte doch ihre Stärke und ich sehnte mich bereits nach der nächsten Wasserstation, die aber leider noch in weiter Ferne war. Bald müsste die Amstel zu Ende sein, auf der anderen Seite sah ich die anderen Läufer und Läuferinnen, die die ganze Amstel noch vor sich hatten. Kilometer 25 in 22:52 Min. - es lief eigentlich alles wie ein Uhrwerk (Schnitt 4:34 Min.). Es dauerte noch ein Kilometer bis das ersehnte "AA" - das isotonische Getränk gereicht wurde. Nunmehr sofort 2 Becher zu mir genommen und nun ging es durch ödes Industriegebiet mit wenig Publikum. Mir war es warm, auch wenn jetzt andere Klugscheißer vielleicht was anderes behaupten. Immer wieder kommt bei mir die magische Kilometermarke 28, die mir schon öfter Probleme bereitete. Auch heute, ich lief zwar locker weiter, aber spätestens bei Kilometer 30 war mir klar, dass ich ohne eine Pause sicher nicht durchlaufen werde. Mit 23:21 Min. und einer Zwischenzeit von 2:17:21 Std. war ich immer noch auf Kurs 3:15 ! 

 

Ich bin müde....

Die nächste Verpflegungsstation kam nun etwas früher, wieder Becher und diesmal genehmigte ich mir eine längere Pause. "Sch... was auf diie 3:15", ich bin müde und schlapp ! Die Strecke ist eher langweilig, haut mich wirklich nicht vom Hocker. Mein zweites Gel habe ich auch zu mir genommen und auch die nächsten Salztabletten. Die vereinzelten Zuschauer animieren einen immer wieder mit "trippelen trippeln" und manchmal klappt es auch. Aber nun ist der Akku leer ! Jetzt machten sich scheinbar doch die vergangenen Tage bemerkbar. Kurz bevor es bei Kilometer 34 gut hoch geht, bekomme ich einen leichten Wadenkrampf. Ich nehme sofort Tempo raus, gehe ein paar Schritte und drossel die Geschwindigkeit. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. An der nächsten Getränkestation bei 35 wieder 2 Becher! Bring diesen Marathon einfach zu Ende, egal wie - ob 3:20 oder 3:30 - irgendwie kommt man sicher ins Ziel. Mein linker Fuß schmerzt nun auch höllisch und wenn ich auf eine Unebenheit auf der Straße trete, durchzieht ein heftiger Schmerz.

Wir sind an einen Streckenabschnitt wo ein bißchen mehr Publikum ist, es geht noch einmal durch eine Unterführung, erst schön abwärts, aber genauso wieder aufwärts. "Trippelen trippelen" hört man immer wieder. Und sobald man wieder ins Laufen kommt, erhält man Applaus. Richtig  motiveren kann es mich aber nicht, ich bin innerlich einfach sauer. "Verkackt - wieder einen Marathon verkackt", der eigentlich schon am Vortag zum scheitern verurteilt war. Es ist der erste Marathon, wo ich mir eigentlich nichts vorwerfen kann, etwas falsch gemacht zu haben. Wir nähern uns wieder den Vondelpark, am liebsten würde ich mich auf die Wiese legen und schlafen, oder besser heulen vor Wut ! Weitere Gehpausen, aber der innere Schweinehund treibt einen immer wieder ins Laufen. 

 

Bei Kilometer 40 verabschiedete ich mich von der zumindest schönen Zeit von 3:19:xx ! Und tschüß ! 

Es ging zum Stadion, das Publikum wurde mehr! Viel Jubel und Gänsehaut-Feeling beim Einlauf ins Stadion. Ich reiße vor Freude die Arme vor, es ist Freude sich doch durchgebissen zu haben - die Enttäuschung über das erneut verfehlte Ziel ist größer. Mit 3:20:51 Std. überquere ich die Zielmatte und setze mich auf den Rasen: Ich könnte am liebsten losheulen ! Andere werden jetzt sicher sagen: Ist doch eine tolle Zeit ! Doch mein Ziel war nunmal ein anderes! Und auf dieses Ziel war ich sehr gut vorbereitet, bis Donnerstag. Es war ein "letzter" Versuch, dieses Ziel zu erreichen, das wussten die meisten und wieder ist man daran gescheitert.  Es soll nunmal nicht sein. 

Ich wickelte mich in Folie und wartete im Stadion auf meinen Schatz. Und da war ich mir sicher: Sie haut einen richtig raus. Top-Training, top-Vorbereitungsläufe - ich war mir sicher, auch wenn man Abstriche auf Grund der letzten Tage machen musste - die 4 fällt heute.

Nachdem die Zugläufer der 4:00 Std.-Marke ins Stadion kamen, fiel jedoch mein Gesichtsausdruck nach unten. Einige Minuten später kam Angelika ins Stadion, und das sie ebenfalls ihr Ziel verfehlt hatte, sah ich in ihrem Gesicht. Einen Bestzeitenlauf sollte man in der unmittelbaren Nähe machen und nicht in einer weit entfernten Stadt. Die Ruhe vor dem Start fehlt hier einfach. Gerade Amsterdam mit allen drumherum, die - meiner Meinung nach nicht tolle Organisation mit vielen kleinen Macken sowie dieses verdammte Hotel haben uns diesen Marathon versaut. 

 

Es brauch auch kein Klugscheißer sagen: Über dieses Hotel hätte man sich vorher schlau machen müssen. Wenn dies ausdrücklich sogar vom Veranstalter empfohlen wird, geht man davon aus, dass es zumindest einigermaßen Marathon-tauglich ist und nicht nur für irgendwelche Fetenbrüder, die sich irgendwann in den frühen Morgenstunden einfach in diese Kammer fallen lassen.

Informationen rund um diesen Marathon waren schlecht. Sonderzüge bzw. Bahnen oder ähnliches Fehlanzeige. Wenn mir ein Helfer versichert, ich kann mit einer bestimmten Straßenbahn fahren, dann muss ich mich drauf verlassen können. Die Veranstalter provozieren Chaos, der nicht sein muss, wenn Kleinigkeiten einfach anders gemacht werden würden. Dazu zählt auch, das im proppevollen Nachzielbereich Leute mit Fahrräder und Roller kamen un durch die Massen klingend oder hupend fuhren. Wer lässt sowas zu ? Organisatorisch kann sich der Veranstalter einiges bei Düsseldorf, Frankfurt oder Hamburg abgucken.

Mir kam Amsterdam und dieser Marathon eher so vor: Kommt, zahlt und geht wieder schnell ! 

Nachdem Angelika und ich aus dem Stadion zur Zielversorgung gingen, der gleiche Eindruck: Ein kleine Flasche "AA",Wasser, Bananenstücke und Orangenstücke. Das wars !!  Die Pulle AA war sofort weg.... Super ! Tolle Zielverpflegung - nix mit Cola, nix Riegel, nix mit irgendwas anderen. Auch beim Abtransport in die Innenstadt, Dinge die nicht sein brauchen. In den proppevollen Bahnen mit Marathonis quetschten sich noch etliche mit Fahrräder und regten sich noch auf, dass sie nicht mehr Platz hätten. 

Ich bin erstaunt, wie sich doch Enschede und Venlo von diesem Marathon unterscheiden. Diese beiden Veranstaltungen kann man uneingeschränkt empfehlen - den Amsterdam-Marathon leider nicht.

Die 3. Nacht von Sonntag nach Montag war es in unserer "afrikanischen Kammer" - so hieß unser Zimmer laut Rechnung :-) ein wenig ruhiger - auch wenn da wieder nicht an Schlaf zu denken war. Zudem wurde uns wieder in der Nacht der Strom abgedreht.

 

150. Wettkampf Datum Distanz Zeit Geamtplatz AK-Platz
  16.10.2011 Marathon 3:20:51 Std. . von