Schermbecker Halbmarathon

 

69. Wettkampf

 

Laufzeit 2:06:05

 

Platz 337 von 442 Teilnehmer

 

 Platz 10 in AK

Schermbecker Halbmarathon / 20. September 2009 / HM

 

Es zur Formüberprüfung sein und ist voll in die Hose gegangen!

 

Ich kannte zwar die Veranstaltung, die Strecke allerdings ist bisher immer nur Roland gelaufen. Ich war immer nur als Groupie vor Ort. Ich bin jetzt in der 8. Trainingswoche, von meinen Marathonplan und wollte diesen Lauf zur Formüberprüfung nutzen.  Geplant war ein voll gelaufener HM, solange die Gesundheit und das Wetter mitspielt. Die Gesundheit spielte mit, doch das Wetter meinte es zu diesem Wochenende mal wieder zu gut und verwöhnte die Menschheit. Viele mögen sich darüber ja freuen und das ist auch gut so, doch an einem WK-Tag brauch das kein Läufer. 

 

Als Vorbereitung auf einen WK heißt es eigentlich Seele baumeln lassen, Stress vermeiden, öfter mal die Beine hoch legen, mehr schlafen und und und....! Doch wie bei uns so üblich, wurde uns mal wieder das totale Gegenteil von all dem geboten. Hier lief alles mal wieder, wie es zu solchen Tagen nicht laufen sollte. Trotz des ganzen, fühlte ich mich in guter Form und glaubte nicht, Abstriche für mein Vorhaben machen zu müssen. 

 

Roland versuchte mir gleichzeitig noch ein wenig Respekt vor der Strecke zu verschaffen, doch auch das half nichts. Mein Ziel stand: " Ich fühlte mich gut, mein Training lief so gut wie noch nie und ich wollte einen super HM laufen "!  

 

Mit festem Glauben an mich selbst, ging es also ab nach Schermbeck. Roland entschied spontan mich zu begleiten. Er gab mir noch zu verstehen, dass er zwar mit mir mitläuft, aber nicht als Hase. Er meinte, ich solle das mal allein nach meinem Gefühl machen. Wie gut, dass er es schon in der Nase hatte, wie es mir ergeht und ich ihn mal wieder nicht ernst nahm! Er kann mich scheinbar doch immer wieder besser einschätzen, als ich mich selbst! 

 

Vor Ort angekommen, holte ich direkt meine Unterlagen ab. Als Voranmelder gab es eine große Porzellantasse, worauf mein lieber natürlich direkt neidisch war :-) Tja gab es eben nur für Voranmelder! Danach konnten wir noch ein wenig Zeit vertrödeln, haben noch ein paar bekannte Gesichter getroffen und dann ging es auch schon ab - zum umziehen.  Da die Sonne es schon gut meinte, die Temperaturen schon bei 18 Grad lagen, hieß es auf jedem Fall Singlet. Das ganze Ritual wie immer und der Pegel der Vorfreude stieg enorm. Es war jetzt gar nicht mehr viel Zeit und ich war mir trotz des Wetters sicher, heute mit Erfolg hier zu laufen. Das ganze schlug sich leicht um, als ich mich warm lief. Nach bereits 500 Meter lief mir der Schweiß, als laufe ich schon auf Tempo. Die Atmung war direkt ziemlich schwerfällig und ein wenig Skepsis machte sich breit. Zeitziel runter schrauben? Nein, auf keinen Fall ! Geplant war eine Pace von 5:19 - 5:21 und das wollte ich riskieren. Scheiß Sturrkopf eben :-( 

 

Wir stehen also in dem Starterfeld, die Luft war extrem stickig, weil alle eng aneinander gepackt waren und keiner gab nur einen Millimeter nach. Wahrscheinlich weil es keine Chippmessung war und dann ja jede Sekunde zählt :-) Der Startschuss fällt, es hieß eine kleine Runde durch die City zu laufen und hier war es einfach nur eng. Gut, dass die Runde sehr klein war, so dass sich das Feld dann doch rasch löste. Nach nur wenigen hundert Metern konnte ich mich auf meinen Schritt konzentrieren. Es geht kurz nach dem Start direkt hoch, doch ich merke das natürlich nicht. Man hat ja direkt nach dem Start enorm viel Power und wenn man dann noch in so einem Läuferfeld steckt, ist es einen erst Recht nicht wirklich bewusst.

 

Wie viel man hier aber bergauf musste, wurde mir in Richtung Ziel erst bewusst, denn da hieß es, über denselben Streckenabschnitt zurück. Der erste KM wird mir von meiner Uhr signalisiert und ich erblicke 5:18 Minuten. Zuerst freute ich mich, weil es ja voll im Soll lag, doch später war klar, dass es ein fataler Fehler war. Nach dem Start direkt aufwärts und das in der geplanten Pace ist Dummheit, die bestraft werden muss. Meine Atmung war eigentlich bei KM 2 schon ziemlich schwerfällig, was mir schon signalisierte, dass es aufwärts geht, doch an Tempo rausnehmen habe ich natürlich nicht gedacht :-( Die nächsten 3 KM lagen weiterhin in dieser Pace. Irgendwo nach KM 3 ging es dann in den Wald, der feste Boden unter den Füßen war weg und jeder Schritt fiel mir direkt schwerer. Nach nur wenigen hundert Metern in diesem Wald merkte ich, dass dieses Tempo heute nicht meins ist und ich sage es Roland. Er meinte zuerst noch, aber Du läufst voll gleichmäßig, doch ich nahm spontan Tempo raus. Ich spürte es, dass es heute nicht geht. Obwohl ich deutlich an Tempo raus nah, keuchte ich wie eine verrückte. Meine Atmung war so schwerfällig, dass ich bereits bei KM 5 oder 6 darüber nachdachte, wie ich das heute schaffen soll. In diesem Wald wurde mir dann auch bewusst, warum Roland mir Respekt zu der Strecke verschaffen wollte. Er sagte mir immer, die Strecke sei schwer, doch wie schwer, war mir gar nicht wirklich bewusst. Ich definiere die Strecke anders. Ich finde sie scheiße und extrem schwer.

 

Man läuft fast die ganze Zeit in so tiefe Fahrrinnen, die sich wahrscheinlich irgendwann einmal durch Baumaschinen gebildet haben. An ein ganz normalen Laufschritt war hier gar nicht zu denken. Höchste Konzentration war gefragt und das die ganze Zeit. Ne - das ist auf keinen Fall meine Strecke! Zu allem guten ging es gleichzeitig immer auf und ab, teilweise ganz fiese Anstiege und so dumme Schotterabschnitte waren auch noch dabei. Ich kann mich an keinen schönen Streckenabschnitt erinnern, außer eben - an diesen Abschnitt vor dem Wald. Wobei man das sicherlich auch anders deutet, wenn man KO durch die Gegend rennt. Es mag sein, dass ich das ganze anders definieren würde, wenn ich mich heute nicht so gefühlt hätte. Ich konnte auf jedem Fall noch so viel Tempo rausnehmen, es war weiterhin einfach nur schwer. Das ganze motivierte mich natürlich in keinster Weise und ich verlor nicht nur Kraft sonder auch enorm an Lust.

 

Meine Pace lag irgendwann schon bei 6 Minuten, ich hatte schon erste Gehpausen eingelegt und ich fühlte mich, als renne ich weiterhin eine Pace von 5:20 Minuten. Ich konnte machen, was ich wollte, es lief irgendwie gar nichts mehr. Als ich nach KM 10 zu Roland sagte, dass es mich voll ankotzt, dass ich mich die ganze Zeit quäle und das mit dieser Pace - ich die Nase total voll habe und überhaupt keine Lust mehr habe, meinte er, wir sollen aussteigen - doch das kam auch nicht in die Tüte!  Ich wollte diesen Lauf zu Ende bringen. Eine negative Erfahrung bleibt schon lange genug im Kopf, doch ob man mit einem Ausstieg im Kopf klar kommt, weiß ich nicht! Klar bei einer Verletzung wäre es anders, aber weil es so läuft? Nein - das gibt es bei mir nicht. Lieber nahm ich weiterhin immer mehr Tempo raus und legte Gehpausen ein, wenn meine Luft völlig am Ende war. Gleichzeitig hielt ich nur noch Ausschau nach den KM-Angaben auf dem Boden und zählte die KM runter.

 

Ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr, alles kotzte mich an und ich wollte nur noch das Ziel sehen. So kämpfte ich mich über diese doofe Strecke, ärgerte mich und trabte vor mir her. Roland wurde immer ruhiger, lief mich einfach in Ruhe und das war gut so! Kurz vor dem Ziel standen dann noch unsere Bekannten, die uns gestern in Heiden so liebevoll umsorgt haben. Wenigstens darüber konnte ich mich freuen und brachte sogar noch ein gequältes Lächeln zustande, als es in Richtung Ziel ging. Im Ziel habe ich dann getrunken wie einer ausgedurstete Bergziege, was mir hier auch noch zu verstehen gab, dass ich scheinbar auch nicht richtig hydriert gewesen sein muss. Mit einem dicken Wasserbauch, ging es ab unter die Dusche. Hier merkte ich direkt meine Beine. Die Strecke machte sich direkt bemerkbar in meinen Beinen. Nachher wurde trotz des Ergebnisses mit Kuchen und Bratwurst gesündigt.

 

Mein Frust über diesen Lauf hat sich bis jetzt noch nicht gelegt. Auch wenn man sich viel zusammenreimen kann, warum das heute so lief und man auch nicht alles vermeiden konnte, so bin ich selbst nicht ganz unschuldig, dass es so lief. Ich weiß, dass nicht jeder Tag gleich ist, dass es viele Faktoren gibt, die zu so einem Tag passen müssen und darauf hätte ich anlaufen sollen. Mir waren vor lauter Euphorie und dem Glauben an mich selbst, aber scheinbar die Augen und Ohren verbunden. Die negative Erfahrung sitzt jetzt erst mal wieder im Kopf fest und das mal wieder auf der HM-Distanz! 

 

Nun heißt es trotzdem nach vorne zu schauen. Meinen Trainingsplan für New York weiterhin mit dem Erfolg einzuhalten, denn New York ist das größere Ziel in diesem Jahr.