Rund um das Bayer Kreuz

 

96. Wettkampf

 

Laufzeit 49:54

 

Platz 629 von 951 Teilnehmer

 

Platz 20 von 44 in AK

 

Frauenwertung: Platz 101 von 219

 

13. März 2011 / Rund um das Bayer Kreuz / 10 KM


Ein Traumziel erreicht


Bei trockenen - teilweise sonnigen Temperaturen um die 11 Grad, führte uns
heute die Reise nach Leverkusen. Endlich mal wieder Wettkampf. Erst der zweite
in diesem Jahr. Man war ich ein Nervenbündel. So rappelig war ich nur selten.
Ob es daran lag, weil mein Ziel wieder einmal hieß - die sub 50 Minuten zu
versuchen ? Oder war es, weil man irgendwie gar nicht wusste, wo man steht? Ich
weiß es nicht!

Das Training verlief in den letzten Wochen ja komplett anders, als ich sonst
trainiert habe. Viel mehr Kilometer und auch um einiges anspruchsvoller. Eben
komplett auf den anstehenden Hermannslauf abgestimmt. Ob und wie viel mir
dieses Training nun helfen sollte, war eben eine Überraschung. Von daher
ging ich ahnungslos in diesem Lauf.

Aber wie sagt man immer so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Noch am Dienstag war ich auf der Bahn. 4 x 1000 Meter mit 400 Meter Traben,
standen auf dem Plan. Trainer Fies ermahnte mich vorher noch - nicht schneller
als 4:56 Minuten zu laufen und das nahm ich natürlich mit - in meinen Gedanken.
Er sollte wohl wissen, wovon er spricht :-) Die ersten 1000 waren dann aber mit
4:51 trotzdem ein wenig zu flott. Also konzentrierte ich mich, das ganze ein
wenig zu zügeln. Am Ende standen 4 x 1000 in 4:51-4:54-4:54-4:54. Das ganze war
recht anspruchsvoll, aber ich musste nicht so beißen, wie ich das bislang
kannte, von solchen Einheiten.

Erst diese Trainingseinheit gab mir Mut und den eigenen Glauben, die sub 50
schaffen zu können. Bis zu dieser Einheit glaubte Roland mehr an mich, als ich
selbst an mich glaubte :-)

Der 10er Wettkampf wird hier in drei Startergruppen auf die Reise geschickt.
Ich entschied mich wieder für die Gruppe von 50 bis 60 Minuten, obwohl ich mich
beim letzten Mal eigentlich voll geärgert habe, dass dort viel zu viele dabei
waren, die dort nichts zu suchen hatten, weil sie einfach eine Klasse besser
waren. Damals ist das vordere Feld so losgedüst und ich habe mich mitreißen
lassen. Doch mit einer bisherigen PB von 50:56 Minuten - gehöre ich einfach da
rein - Ende! Geplant allerdings war, dass ich mir deutlich weiter hinten einen
Startplatz suchen wollte. Und das habe ich auch getan.

Zum Lauf


Der Startschuss fiel für unser
Starterfeld pünktlich. Da ich diesmal deutlich weiter hinten stand, wurde ich
auch deutlich ausgebremst. Zuerst war es mir schon fast ein wenig zu zäh und zu
eng, doch die Straße ist sehr breit und somit zog es sich recht schnell
auseinander. Die ersten paar hundert Meter waren zwar ziemlich anstrengend,
weil man höllisch aufpassen musste in diesem Pulk, aber es war trotzdem um
Welten besser, als beim letzten Mal. Da mein Plan war, so lange wie
möglich eine Pace von 5 Minuten zu laufen - war der erste KM mit 4:59 Minuten
eine absolute Punktlandung :-) Selten habe ich es bislang geschafft, den ersten
KM so zu treffen. Meist war ich zu schnell, doch der Pulk half mir, es diesmal
anders zu machen :-) Bei KM 2 (auf Höhe des Casinos stand  mein Schatz)
und schoss Fotos. Eigentlich fühlte ich mich voll gut - auch das Tempo fühlt
sich gut an. Schwer - aber nicht so, dass ich knüppeln muss. Trotzdem musste
ich wohl nicht so gut ausgesehen haben und von daher hielt sich mein Schatz
zurück, mich mit Worten anzufeuern. Später meinte er, ich habe so schlecht
ausgesehen und er wusste gar nicht, ob und was er sagen sollte - voll witzig.
Dabei lief es so gut, wie noch nie. Dass es hier ziemlich windig war,
spürte ich zwar, aber es bremste mich nicht aus. Gleichmäßig lief ich von KM zu
KM. In Gedanken sagte ich mir immer wieder: " Heute läufst Du die sub
50"! Es ging an Start.- und Ziel vorbei in die zweite Runde. Hier stand
einiges an Publikum und feuerte die Läufer an. Es war nicht übermäßig viel los,
aber trotzdem tut es gut, wenn man angefeuert wird. Voller Elan und Freude
steuere ich KM 3 an - wo unverhofft wieder mein Schatz stand. Fand ich richtig
gut! Immer noch läuft es gleichmäßig und immer noch fühlte ich mich so
gut, dass ich im Kopf hatte, in der letzten Runde voll Gas zu geben. Wieder
ging es entlang am Casino - wieder pfeift mir der Wind um die Ohren und immer
noch nicht bremst er mich aus. Es war zwar immer sehr Kräfteraubend und
störend, aber das Tempo hielt ich bei. Irgendwann fiel mir ein Mitläufer auf,
weil er sprach - beim rennen. Ich wusste nicht, ob er mich meinte, weil ich
ziemlich in meinem Lauf versunken war. Kurzfristig konzentrierte ich mich auf
ihn, um festzustellen, ob er was von  mir wollte. Doch dem war nicht so.
Er meditierte nur etwas lauter vor sich hin. Von wegen "Du schaffst das
schon" - "Glaub an Dich" "u.s.w." Er machte eben
dasselbe wie ich, nur bei ihm war es lauter :-) Die ganze Zeit sind wir von nun
an auf gleicher Höhe. Mal bin ich vor ihm, mal ist er wieder vor mir. Scheinbar
war sein Ziel dasselbe wie meins. Als es erneut an Start und Ziel vorbei ging
und ich die dritte Runde ansteuerte, spürte ich doch ganz schön, welches Tempo
ich gerade hier rannte. Plötzlich fühlte es sich richtig schwer an. Meinem
Mitläufer ging es scheinbar aber ähnlich. Immer wieder riss er mich mit seinem
Gerede aus meinem Lauf und mir wurde bewusst, dass er bereits richtig kämpfte.
Hier in dieser Runde konnte ich an dem windigen Abschnitt mein Tempo nicht mehr
halten. Meine Kraft gab das nicht mehr her. Ich verlor 6 Sekunden. Und das,
obwohl es hier ja sogar noch leicht abwärts geht. Als KM 7 dann mit 5:06 mein
langsamster KM war, wurde ich mental kurzfristig von meinem Traum runter
geholt. Da ich mir bis hier her keinen großen - zeitlichen Vorsprung erlaufen
hatte und gerade ziemlich KO war, gab ich mich kurzfristig auf. Mein Mitläufer
- der schon seit 2 KM mit sich und seinem Vorhaben am Kämpfen war, weckte mich
auf - mich nicht aufzugeben. Ich ermahnte mich schnell, dass noch alles
drin sei. Lange benötigte ich, um mich von diesem Streckenabschnitt ein wenig
zu erholen. Als es in die letzte Runde ging, wollte ich eigentlich alles geben,
was noch möglich war. Leider sah es gerade richtig schlecht aus, mit Gas geben.
Ich lief zwar von KM 7 nach 8 wieder 5 Minuten, doch das war auch alles, was
ich gerade konnte. Mehr ging irgendwie nicht. Also aus der Traum, mit letzter
Runde voll Gas geben. Das war in Runde zwei dann wohl nur Wunschdenken, weil es
zu diesem Zeitpunkt noch gut lief :-) Von KM 8 nach 9 verlor ich weitere 5
Sekunden. Mein Mitläufer hat sich scheinbar aufgegeben - der war von nun an weg
- den sah ich nicht mehr wieder. Der Ofen war aber auch bei mir irgendwie aus.
Jetzt war klar - wenn ich den letzten KM nicht beiße ohne Ende, waren die sub
50 Minuten zwar zum greifen nah, aber schnell verzockt. Möglich war es jetzt
nur noch - durch absolutes Gas geben. Ich wollte mein Ziel erreichen - ich
wollte es so sehr - also Augen zu und durch. 1 KM ist schnell gestorben :-) Ich
rannte also absolut gegen die Zeit. Irgendwo stand noch mein Schatz - schrie
mich an - dass NOCH alles drin sei - ich solle einfach voll anziehen. Das habe
ich doch aber getan :-) Irgendwann erblickte ich die große Uhr. In meinem Wahn
vergesse ich natürlich die Brutto/Netto-Zeit. Die Zeit war eng - sehr eng.
Voller Konzentration rase ich - der dort angezeigten Zeit - entgegen. Kämpfe
wie doof. Das letzte, was ich auf der riesigen Uhr sehe, war eine Punktlandung
- 50 Minuten. Ich rannte über die roten Matten - stoppte meine Uhr und ärgerte
mich total. Scheiß Punktlandung, schoss mir in den Kopf. So dusselig ist man im
Kopf. Ich gucke auf meine Uhr, erblicke eine 49:xx. Komme direkt ins grübeln
und schnell wird mir bewusst, dass ich mich ja gar nicht nach deren Uhr richten
darf. Meine Bruttozeit entspricht ja nicht meiner Nettozeit! Boh wie doof muss
man sein. Mir wurde klar - ich habe es geschafft. Könnte direkt jeden in die
Arme springen - es laut in die Masse schreien ..... man war (BIN) ich happy.
Lange musste man sich nun gedulden, bis die wirklichen Zeiten bei Mika-Timing
online waren. Jetzt ist es offiziell - Ich habe eine Zielzeit von 49:54
Minuten. Damit ist ein langersehnter Wunsch in Erfüllung gegangen. Auch meine
bisherige PB habe ich damit um 62 Sekunden verbessert *FREU*

Auch mein Schatz hat es geschafft. Er schaffte es, sich hier eine PB zu
erkämpfen und blieb weit unter 40 Minuten. Somit war unsere Freude heute kaum
zu schlagen :-)

Zur Feier des Tages, ließen wir diesen wundervollen Tag, bei unserem
Lieblings-Chinesen ausklingen.