164. Wettkampf

 

Laufzeit: 4:04:22

 

Platz 386 von 901 Finishern

 

Platz 14 von 44 in AK W40

 

Frauenwertung: 45 von 170 

 

 

 Wetter: Strahlend blauer Himmel, 23 Grad (in der Sonne gefühlte 30 Grad)

18.05.2014 / Viva-West-Marathon / 42,2 KM / 2. schnellster Marathon :-)

 

Es war Marathontag. Und wie meist in diesem Jahr, meinte der Wettergott es wieder richtig gut mit uns. Strahlend blauer Himmel, Sonne pur mit 23 Grad – gefühlte 30 in der Sonne.

 

Ich hatte super trainiert, Meine bisherigen Laufzeiten wie zum Beispiel beim Hermannslauf oder auf die 10 KM-Distanz konnte ich deutlich verbessern und ich war trotz des Wetters super motiviert. Vielleicht ein wenig zu motiviert.

 

Als es um die Planung ging, welche Zeit ich anstreben soll, meinte mein Schatz, dass ich auf eine 3:52 Std. – 3:53 Std. anlaufen soll. Er war überzeugt davon, dass ich das drauf habe. Und da er mich ja meist besser einschätzen kann, ließ ich mich fast überzeugen. Ich sage fast, weil ich eine Zeit um die 3:55 Std. realistischer sah. Somit bastelte ich mir ein Paceband, welches auf eine 3:54:30 ausgelegt war. Das hieße eine Pace von 5:35 pro KM. Das schien mir realistisch und daran glaubte ich auch selbst. Von diesem Ziel wollte ich auch trotz des Wetters nicht abgehen.

 

Bereits am Freitag holten wir unsere Unterlagen ab, um einen Tag vorher oder am Marathontag, unnötigen Stress zu vermeiden. Wir schlenderten noch eine gemütliche Runde über die Marathonmesse, welche sehr bescheiden und überschaubar war. Gefunden hat Frau aber nix *grins* Gleichzeitig konnte man so auch einmal schauen, wie die Parkmöglichkeiten sein werden, da wir gerne den Shuttle-Service meiden wollten.

 

Als wir am Sonntag früh dann ich Gelsenkirchen ankamen fuhren wir ganz mutig immer eine Kurve näher an den Startbereich. Niemals hätten wir damit gerechnet, dass wir einen so tollen Parkplatz, direkt am Musiktheater ergattern konnten. Der Startbogen war vom Auto aus zum greifen nahe. Voll genial, denn somit hatten wir auch keinen Stress mit Kleiderbeutel aufgeben und so weiter.  

 

Da wir zeitig vor Ort waren, schauten wir uns einmal in Ruhe an, was die fleißigen Helfer hier so hinzauberten und schossen einige Fotos. Anschließend konnten wir noch am Auto ein wenig chillen, bevor wir auch noch einige bekannte Gesichter trafen. Es war nett den ein oder anderen einmal persönlich kennen gelernt zu haben.

 

Wir trafen noch auf Daniel F. – der hier bereits im letzten Jahr den ganzen Marathon gelaufen ist. Als ich ihn auf die Strecke ansprach, viel die Antwort nicht wirklich überzeugend aus. Sehr anspruchsvoll mit einigen knackigen Anstiegen….. Na prima und schon kamen doch die ersten Zweifel auf. Dass es ein paar Höhenmeter werden sollten war mir ja klar, aber das hörte sich doch anstrengender an, als ich mir ausmalte. Aber danke Daniel – für Deine ehrliche Antwort.

 

Als wir dann pünktlich in unserem Laufdress waren, wollten wir noch die Halbmarathonis auf die Reise schicken, bevor wir in unserem Startblock gehen wollten. Hier standen wir vergeblich. Es tat sich leider nichts. Irgendwann gab der Sprecher dann durch, dass sich leider Falschparker auf der Strecke befanden und somit die Strecke nicht frei gegeben werden konnte. Das ist eine Frechheit! Wie schön, dass hier nicht lange gefackelt wurde und die Autos abgeschleppt wurden. Doch leider wurden die Halmarathonis dadurch deutlich zu spät auf Reise geschickt und wir auch.

 

Zum Lauf:

Nun standen wir im Starterfeld und warteten darauf, dass endlich auch für uns der Startschuss fiel. Da es nur 2 Startblöcke gab und die Pacemaker mit den Ballons erst wenige Minuten zuvor ins Feld kamen, hatte ich mir meine Startposition bereits selbst ausgesucht. Und das war mal ganz mutig  - weit vorn.  Das war toll, denn so bekam ich auch einmal den Lametta- Regen mit, der mit dem Startschuss in die Luft geschossen wurde. Einfach ein  tolles Startgefühl.

 

Die ersten 200 – 300 Meter lief ich zu flott und korrigierte meine Pace direkt, so dass ich bis KM 1 eine Pace von 5:32 lief. Ein komisches Gefühl, denn es fühlte sich extrem langsam an.  Ich ermahnte mich aber selbst, da ich doch Respekt vor dem Wetter und sowieso vor dem Marathon hatte. Da ich irgendwie nicht wirklich ein Gefühl für die angestrebte Pace von 5:35 bekam – es fühlte sich einfach super locker an – musste ich ständig meine Uhr im Blick halten.

Es dauerte nicht lang und die Ballons mit der 4 Stunden Marke zogen auch an mir vorbei. Dadurch war ich ein wenig verwirrt, denn eine sub 4 Stunden hieße Pace 5:40? Ich kam mir zu langsam vor – die Pacemaker 4 Stunden zogen an mir vorbei…. Was ist hier los? Bin ich doch zu langsam? Geht meine Uhr nicht richtig? Sind die Pacemaker zu schnell? Wirr Warr in meinem Kopf. Ich rief mir den Satz von meinem Schatz in den Kopf „Laufe Deinen Lauf – lasse Dich noch nix ablenken bzw. aus der Fassung bringen“! Somit ließ ich sie davon ziehen und konzentrierte sich allein auf mich. Damit fuhr ich bis jetzt immer am Besten.

Es dauerte nicht lang und man stieß auf die Walker. Diese vorne weg starten zu lassen, ist keine so gute Idee. Viele liefen in 3er oder 4er Reihen und wurden noch frech, wenn man von hinten „Vorsicht“ rief.

Bei KM 5 sagte mir mein Paceband eine Zeit von 27:55 – meine Uhr zeigte rund 20 Sekunden mehr. Ich machte mich auch damit nicht verrückt. sondern lief meine Pace so weiter. Es ging nämlich von Beginn an immer auf.- und abwärts.

Es fühlte sich mittlerweile gut an – nicht zu langsam – nicht zu schnell. Aber auch nicht wirklich super gleichmäßig – was allerdings wirklich am Profil lag. Ging es aufwärts nahm ich Tempo raus, so war der KM langsamer – ging es abwärts, war der KM wieder flotter. Auch an den Getränkestationen, machte ich mir von Beginn an keinen Stress. Auch hier nahm ich mir Zeit, mich gut zu versorgen – damit ich kein Risiko eingehe, bei dem Wetter.

Als es dann bei KM 6 durch den angesagten „Eventpoint Zeche Zollverein“ ging, hatte ich Gänsehaut pur. Hier war Party angesagt. Das war bis jetzt der tollste Abschnitt der Strecke. Einfach Hammer! Ich genoss es und saugte alles in mir auf, bevor es weiter in Richtung Stoppenberg ging. Wie der Name es schon sagt,  hier kamen ein paar gemeine Anstiege, die bewältigt werden wollten. Unglaublich – jeder denkt „Ruhrgebiet – flach“ – von wegen. Ich kam zum ersten Mal heute so richtig ins schnaufen, obwohl ich teilweise richtig gut Tempo raus genommen habe. Ich laufe zwar überall hoch, aber es waren einige Anstiege dabei, die mir mächtig Kraft gekostet haben. Hier wäre es toll gewesen, wenn man Unterstützung vom Publikum gehabt hätte, doch es waren leider nur wenige Menschen da und das mitten in Essen – eine riesige Stadt.

Nicht nur wegen der vielen gemeinen Rampen, wären hier Zuschauer wichtig gewesen, auch wegen der Hitze, die sich bereits jetzt schon bemerkbar machte.  Die ganze Zeit hoffte ich, dass mal schattige Abschnitte kommen, doch Fehlalarm. Man war irgendwie komplett der Sonne ausgesetzt. Ganz schön gemein!

Als es nach einer vorerst letzten gemeinen Rampe in die Rathaus Galerie ging, war ich froh. Hier war zwar tote Hose, aber vom Untergrund toll zu laufen. Und endlich mal keine Sonne *FREU* Somit konnte ich mich schnell erholen, von den ganzen Höhenmetern, die man bis hier her zu bewältigen hatte. Als ich aus der Galerie raus lief, war ich überwältigt. Hier herrschte Party Nr. 2. Ich freute mich wie Bolle, denn ich war mittlerweile bei KM 12,xx und bislang wurde man nur einmal so angefeuert. Mit Gänsehaut-Feeling saugte ich auch hier alles auf und genoss es, das es anschließend erst einmal abwärts weiter ging.

Übrigens lag ich bei KM 10 bei einer Zeit von 56:04 – also auch hier leicht über mein Paceband, denn das sagte mir eine Zeit von 55:50.

 

Nachdem man Essen nun hinter sich liegen ließ, ging es über die Bottroper Straße in Richtung Bottrop. Die Straße mega breit abgesperrt – das Läuferfeld gut auseinander gezogen – die Sonne knallte erbarmungslos runter – null Zuschauer – einfach ein furchtbarer Streckenabschnitt. Das sind Abschnitte, die man bei einem Marathon echt nicht haben muss. Ich war froh, als ich endlich in Bottrop ankam. Auch hier standen zwar nicht so viele Zuschauer, wie überall angepriesen wird, doch die die hier standen, gaben sich echt Mühe. Hier merkte man dann auch schon deutlich, dass schon einige Läufer / Läuferinnen mächtig Kraft auf der Strecke gelassen haben. Ich kassierte schon einige Mitläufer.

 

In Bottrop Ebel passierte ich mit einer Zeit von 1:58:36 die Halbmarathonmarke. Ich lag weiterhin leicht über meinem Paceband, aber immer noch deutlich auf Kurs sub 4 Stunden.  Auch wenn ich schon ein wenig an Pace verlor, so war ich immer noch optimistisch, dass ich das heute schaffe. Ich spürte es zwar auch schon, dass ich gut Kraft auf die erste Hälfte verbraucht habe, aber mir ging es noch gut. Die Zeit, die ich verlor, ließ ich meist an den Versorgungsstellen liegen. Dort verbummelte ich mittlerweile mehr Zeit, als zu Beginn. Zu Beginn trank ich und es ging weiter. Doch mittlerweile war mir so extrem heiß, dass ich mich immer mit meinen Schwamm erfrischte und auch mein Had-Tuch auf dem Kopf machte ich immer wieder neu nass – so dass der Kopf auch immer schön gekühlt war.

Der Streckenverlauf durch Bottrop haute mich nicht wirklich um. Man durchlief irgendwie nur Wohngebiet – ob durch Wellheimer Mark, Wellheim oder  Bottrop Boy. Außerdem hatte ich das Gefühl, die Strecke zieht sich komplett leicht aufwärts. Ab Bottrop Boy passierten wir dann für mich bekanntes Gebiet. Hier durchläuft man teilweise Strecke, welche ich auch im Training laufe, wenn ich zum Tetraeder oder zum Alpincenter „Bergtraining“ mache. Das war auch gut so, denn die Zuschauer waren weiterhin sehr mau und ich war nach dem ganzen Bottroper Stück, doch gut geschafft.  Ich lief in Richtung KM 29 – war also demnach trotzdem frohen Mutes die sub 4 zu schaffen – auch wenn ich nun doch schon mehr KO war, als mir lieb gewesen wäre.

Am Eventpoint bei Ostermann, legte ich dann eine etwas längere Pause an der Verpflegungsstelle ein, um mich für die letzten KM gut zu stärken. Hier war Party Nr. 3. Das wollte ich so schnell nicht an mir vorbei ziehen lassen. Ich versorgte mich gut und genoss es, endlich mal richtig angefeuert zu werden, bevor es dann wieder echt einsam weiter ging. Obwohl ich hier so viel Zeit vertrödelte, lag ich bei der nächsten Zeitmatte (KM 29,5 in 2:46:44) immer noch gut unter 4 Stunden. Ich lief somit zwar schon ein wenig erschöpft, aber frohen Mutes in Richtung Gladbeck. Hier bin ich daheim – hier sollte ich wohl gepuscht werden *GRINS* Hier wusste ich auch, stehen 2 Groupies für mich *FREU*

Als ich dann durch Brauck in Richtung Kreisverkehr kam, sah man schon von weitem – da kommt Stimmungsnest Nr. 4. Ich war für einen Moment echt wie gefläscht. Ich freute mich auf meine Groupies und auf die Zuschauer und düste mit einem lockeren Schritt diesem Streckenabschnitt entgegen. Als ich im Kreisverkehr ankam, bekam ich Gänsehaut. Die Gladbecker machten super Fete. Einfach Hammer! Kurz nach dem Kreisverkehr – auf der Höhe der Getränkestation, wurde dann erst einmal abgebremst und gedrückt und geknutscht *FREU*. Die Zeit die man hier verlor war egal – es war einfach ein wundervolles Gefühl. Danke hier unter anderem an Rainer *GRINS* Hier zogen auch die Pacemaker an mir vorbei. Im Gepäck hatten sie nicht wirklich mehr welche.

Leider verging dieses wohl schönste Gefühl von heute, viel zu schnell. Direkt danach ging es relativ einsam weiter über die Horster Straße. Auch wenn das für mich alles bekanntes Gebiet ist – und ich hier zu Hause bin, wirklich viel hatte ich davon nicht. Ich war mittlerweile bei KM33 und auch ziemlich erschöpft. Ich lag weiterhin auf Kurs sub 4 Stunden, wenn auch ziemlich knapp. Ab hier hieß es echt – dran bleiben, keine Zeit mehr verlieren. Ich versuchte somit, mich an die Pacemaker zu heften, doch diese waren mir doch einen Tacken zu flott. Ich verlor sie, bevor es links hoch ging und man über Kopfsteinpflaster hoch zum Norsternpark laufen muss. Ich schaffte es noch im langsamen Trabschritt bis nach oben, doch als die Strecke rechts abging, wurden mir irgendwie die Beine weg gehauen. Irgendwie wollten meine Beine, diese Kurve nicht laufen – sie waren zu müde dafür. Somit legte ich mitten im Stimmungsnest Nr. 5 eine Gehpause ein. Meine erste Gehpause heute, außerhalb der Versorgungsstellen. Ich ließ aber keine lange Pause zu, denn ich wusste, da vorne kommt eine Versorgungsstelle und motivierte mich nach nur wenigen Schritten, wieder anzutraben. Das klappte auch, aber ich war auch froh, endlich an der Versorgungsstelle angekommen zu sein. Ich schnappte mir eine Cola und ein Wasser. Das Wasser zum erfrischen – die Cola zum stärken. Oh man, nun viel die Pause viel größer aus, als mir recht war. Es dauerte Ewigkeiten, bis ich mich irgendwie wieder in einen Laufschritt begeben konnte.

Nun war mir klar, ich dürfte null Zeit mehr verlieren, ganz im Gegenteil. Ich kratzte so knapp an die 4 Stunden Marke, ich müsste sogar am Ende noch ein Endspurt hinlegen können. Auch wenn es irgendwie schon aussichtslos war, legte ich mir trotzdem noch im Kopf zurecht „Du läufst nun durch – Du bleibst an keiner Versorgungsstelle mehr stehen  – das Anlaufen danach war kaum noch möglich“. Ich war motiviert und gab mir echt Mühe, keine Zeit mehr zu verlieren, doch als ich die letzte Versorgungsstelle erblickte, haute ich alles über den Haufen. Mir war heiß – ich hatte Durst – ich war KO. Ich wollte mich abkühlen, was trinken und brauchte eine Pause. Dumm gelaufen, denn so eine Pause klaut enorm viel Zeit, wenn man so KO ist. Schafft man zu Beginn noch Becher schnappen weiter, so sah es mittlerweile komplett anders aus. Auch hier verlor riesig viel Zeit und die Pace die ich danach wieder aufnehmen konnte, wurde immer langsamer. Mein Traum platzte und das so wenige KM vor dem Ziel. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie schleppte ich mich über die letzten 2 KM. Die Teilnehmer / Teilnehmerinnen, die mittlerweile am Streckenrand standen und dehnten, kann ich gar nicht mehr zählen. Auch wenn ich mächtig KO war, so ging es mir doch noch gut, wenn ich mir all diese Läufer vor Augen halte. Ich hatte nun nur noch ca. 700 Meter vor mir und mit einem Tunnelblick kämpfte ich mich irgendwie über die Ziellinie. Die Uhr sagt 4:04:22 – also doch über 4, aber das war mir egal. Ich war einfach nur KO. Ich hatte Durst und wollte zu meinem Schatz, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Erschöpft fiel ich ihm in die Arme und schon ging es mir auch besser *GRINS* Er lief eine für mich super Zeit, doch auch er ließ enorm viel Kraft auf diesem Kurs bei diesem Wetter.

Als wir anschließend mit unserem Erdinger in der Sonne saßen und die ganze Anstrengung dann von mir abfiel, krabbelte auch der Stolz in mir auf. Auch wenn ich mein Ziel hier nicht erreichte, das war trotz allem mein Zweit schnellster Marathon von 14, den ich jemals gelaufen bin.

Fazit:

Es ist ein sehr anspruchsvoller Kurs mit einigen Höhenmetern – besonders auf der Ersten Streckenhälfte. Die Streckenführung bietet tolle Abschnitte (z.B. Zeche Zollverein, Nordsternpark….)  - aber insgesamt hat sie mich nicht überzeugt.  Organisation und die Versorgungsstellen waren super. Die Publikumszahlen, die angepriesen werden, sind deutlich überzogen. An den Eventpoints herrscht wirklich super Party und dort kommt auch Gänsehautfeeling auf, aber insgesamt läuft man doch sehr ruhig, einsam und verlassen. Mich hat diese Veranstaltung – für einen Marathon - nicht überzeugt und ich werde hier keinen Marathon mehr laufen. Der Securityservice der hier eingesetzt wird, sollte überarbeitet werden……