Bertlicher Straßenlauf

 

76. Wettkampf

 

Laufzeit 1:23:51

 

Platz 103 von 135 Teilnehmer

 

Platz 2 von 33 in AK

 

Frauenwertung: Platz 11 von 33

 

07.02.2010 / Bertlicher Straßenläufe  /15 KM


Dieses Jahr meint der Winter es zu gut mit uns 


Der Tag zur Veranstaltung rückte näher und draußen wollte der Schnee und das Glatteis einfach nicht weg. Das Training fiel mir einfach nur schwer. Schnee, Glatteis, dicke Klamotten und entlang der Straße ist echt nicht schön :-) Nach meiner Laufpause störte mich das zuerst nicht, aber schnell konnte ich wieder nachvollziehen, warum Roland sich immer aufregte. Ich bin jetzt nicht so der Schneehasser wie Roland, im Gegenteil - ich finde es eigentlich traumhaft schön, diese wundervolle weiße Natur, aber lauftechnisch kann man schon lernen, das Zeug zu hassen.

In den letzten Tagen vor dem Lauf kletterten die Temperaturen dann endlich ein wenig hoch und draussen kam immer mehr die normale Natur zum Vorschein :-) Bis zum Sonntag war das meiste dann weg getaut. Nur an ein paar Stellen ist das Zeug noch ziemlich hartnäckig. Wie zum Beispiel auf unsere Heimstrecke Wittringen. Da die Bertlicher Strecke allerdings überwiegend über Straßen führt, waren wir zuversichtlich, dass wir freie Bahn haben sollten. Außerdem ist Bertlich immer top organisiert und wir bauten darauf, dass die Veranstalter alles dafür tun, um eine freie Strecke zu bieten.

 

Warum 15 KM ?

 

Lange war ich am grübeln, ob ich überhaupt an den Start gehen soll und wenn - über welche Distanz. Nach dem Training der letzten Wochen bzw. seit nach dem New York Marathon, war ich völlig unsicher. Die Entscheidung fiel dann auf die 15 KM Distanz, weil ab dem 08.02. mein Marathontrainingsplan beginnt. Die Pace für die sub 4 Stunden heißt 5:40 Min./km. Ich wusste gar nicht, ob ich das zur Zeit drauf habe. Wie lange bin ich diese Pace nicht gelaufen ? Keine Ahnung! Somit bot sich die 15 KM genau richtig. Lang genug zum testen, nicht zu lang um lange zu sterben, sollte ich abstürzen :-) Dieser Lauf bot sich mir also als Testlauf, um zu sehen - ob ich meinen angestrebten Marathonplan so stehen lassen kann. Und anschließend mit Kuchen belohnt zu werden, ist doch auch ein Anreiz :-)


Fehlplanung


Die Veranstaltung liegt so nah bei uns, dass dadurch unsere Planung ein wenig durcheinander geriet. Am Abend zuvor planten wir unseren morgendlichen Ablauf. Wann soll der Wecker klingeln ?  Wir rechneten alles durch und entschieden uns für 7:00 Uhr. Da Bertlich ja nur ein Katzensprung von uns entfernt liegt, war es also nicht nötig, sehr früh aufzustehen. Alles hatten wir gut geplant ( Taschen waren gepackt u.s.w.) - doch an eines haben wir nicht gedacht. Wie geplant, schellte um 7:00 Uhr der Wecker - ich kletter aus dem Bett, bin noch total müde und begebe mich direkt unter die Dusche. Roland ging nach unten, um den Backofen vorzuheizen. Ich bin bereits kurz vor dem Haare fönen, als mir einfällt, dass ich bereits längst mein Frühstück hinter mich haben müsste. Normalerweise essen wir 3 - 4 Stunden vor dem Lauf das letzte ( bis auf unsere Banane - 1 Std. vor dem Start ). Ich peile gerne, eher die 4 Stunden an, da ich sonst Gefahr laufe, nicht den kompletten Lauf auf der Strecke bleiben zu können. Leicht durcheinander, rechne ich noch einmal. Tatsächlich - es war bereits längst überfällig. Als Roland kurz ins Bad kommt und ich ihm das sage, schaute auch er nicht schlecht :-) Nun wurde es ein wenig hektisch, doch schneller waren die Brötchen dadurch auch nicht fertig *lach* Da es also schon etwas später war als normaler Weiset, futterte ich eben ein halbes Brötchen weniger.

 

Ein toller Lauf


Als wir in Bertlich ankamen, war es noch total leer und ruhig. Die Temperatur lag knapp über den Gefrierpunkt und es war extrem nebelig. Die Anmeldung ging wieder flott von der Hand. Heute hatte Carboo4you hier einen kleinen Verkaufsstand. Da Frau ja nie genug an Wäsche haben kann, musste Frau natürlich dort einmal nachschauen :-) Und tatsächlich hat Frau hier auch ein tolles Unterhemd von Newline gefunden. Von 25,00 Euro auf 12,00 Euro reduziert. Das muss Frau einfach mitnehmen. Geht gar nicht anders. Ein ganz tolles Stück - im Bauchraum mit einem eingearbeiteten Windbreaker. Absolut genial! Da wir noch Zeit hatten setzten wir uns noch ein wenig und beobachteten das Treiben. Irgendwie ist es immer richtig schön, wenn man so zeitig vor Ort ist und man miterleben kann, wie es sich langsam füllt und immer mehr nervöse Sportler vor Ort erscheinen :-)

Als es dann Zeit zum umziehen war und ich in Richtung Sportplatz trottete erschrak ich. Von weitem sehe ich ganz viel Schnee auf dem Sportplatz. Hier ist Start und Ziel. Ach Du Schreck. Sofort sank meine Laune und ich hatte schon die schrecklichsten Bilder über die Strecke im Kopf. WK mit Schnee und Glatteis - darauf hatte ich null Laune.

Obwohl es sehr kalt war, entschied ich mich für eine 7/8 Hose, ein dünnes Shit mit langem Arm und darüber ein dünnes T-Shirt. Ich weiß, dass ich bereits nach 500 Meter schwitze wie wild. Direkt nach dem umziehen, machte Roland und ich zuerst einmal einen Kontrollgang über die Bahn. Hier stellten wir fest, dass der Schnee nicht direkt auf der Laufstrecke lag. Wie erhofft, haben die Veranstalter sich Mühe gegeben, die Strecke frei zu kratzen. Leider hat die Aschenbahn darunter ein wenig leiden müssen und es war hier ziemlich puckelig. Besser aber, als Schnee oder Glatteis. Ich lief mich hier direkt warm und stellte fest, mit meiner Kleiderwahl die richtige Wahl getroffen zu haben. Beim einlaufen war ich völlig schnell KO und mein Puls schlug wie wild. Ich war total nervös und wollte einfach nur noch los. Irgendwie glaubte ich, heute nichts reißen zu können und malte mir schon sterbende Bilder aus :-)

Pünktlich wie man es hier in Bertlich kennt, pfiff der Startrichter zur Startaufstellung die Leute zusammen. Ich wählte so ca. das Mittelfeld, um nicht direkt zu überpacen. Lieber ein paar Sekunden verschenken ( da hier keine Chipmessung ist ), als zu schnell loszurennen. Ich kenne mich da nur zu gut :-) Der Startschuss fiel, das Feld rennt wie wild los. Mit viel Respekt, behalte ich meine Uhr gut im Auge, damit ich meine Pace kontrollieren kann. Das Tempo fühlte sich erstaunlich gut an, obwohl ich leicht zu schnell war. Kurz nach dem Start geht es einen kleinen Hügel hoch auf die Straße und kurz danach leicht abwärts. Hier kann man direkt gut rollen lassen. Ziemlich angenehm, für einen Start. KM 1 zeigt mir meine Uhr 5:25 Minuten. Nach KM 1 weiß ich, kommt ein ziemlich langezogener Anstieg. Nicht sehr steil, aber ziemlich lang - bis auf das besagte Feld, wo auch immer Wind herrscht. Ich ermahne mich selbst, das Tempo zu drosseln, wenn es sich, bis hier her, auch gut anfühlte. Es lag gerade mal 1 KM hinter mir und in Bertlich warten mehrere schwierigere Abschnitte. Also Tempo raus und Kraft aufsparen. "Doof spielen kannst auch auf den letzten Streckenabschnitt" - sagte ich mir im Kopf :-) Wenn dann noch Kraft da ist *lach*  Es klappte erstaunlich gut. Ich hatte das Tempo leicht gedrosselt, so dass es im Rahmen lag und es sich immer noch gut anfühlte. Es ging über dieses besagte Feld, von Wind war heute nicht viel zu spüren und ab über die Hauptstraße in Richtung Eisenbahnbrücke. Diese geht ein wenig steiler aufwärts. Auch hier schaffte ich es mein Tempo im Soll zu halten und nicht wie eine wilde loszurennen :-) Bis hier her lag ich in einem 4er Pulk Frauen. Doch nach der Eisenbahnbrücke hat sich eine Frau vor mir abgesetzt und zwei ließ ich hinter mir. Ab hier lief ich ziemlich allein. Ich hatte zwar einen kleinen Pulk vor mir im Visier, doch mit anpirschen war hier und heute nichts. Ich wollte meine Pace halten. Leider waren heute auch mehrere PKW`s unterwegs, die mich ziemlich nervten. Verstehe gar nicht, wo das Problem liegt, auf diesen Tag Rücksicht zu nehmen. Immer war man so ganz in dem Lauf vertieft und schon wurde man wieder von einem PKW abgelenkt. Bei KM 5 hatte ich 27:53 Minuten auf meiner Uhr. Pace 5:35 Min./km. Also alles gut :-)

Ich steuerte in Richtung KM 6 und erblicke von weitem eine Versorgungsstation. Prompt fiel mir ein, dass ich vor lauter Nervosität vergessen habe, vor dem Start zu Trinken. Roland schleppte meine Flasche also umsonst durch die Gegend, als ich mich warm lief :-) Spontan überlegte ich, was ich nun machen soll. Durst hatte ich irgendwie gar nicht, aber ob es gut geht - so ganz ohne ? Ich entschied mich, mir einen Becher Iso zu schnappen, um kein Risiko einzugehen. Das Zeug war sehr warm, so dass ich es nicht unbedingt beim Laufen zu mir nehmen konnte. Ich ging also schnellen Schrittes voran und trank dabei den Becher fast leer. Das hat doch gut getan. Richtige Entscheidung, auch wenn dieser KM jetzt mit 5:58 Minuten der langsamste war. Hier wurde ich auch direkt von ein paar Leuten einkassiert. Bis auf 3 Pätze konnte ich aber meinen Standpunkt wieder zurück erobern :-) Es ging in Richtung Pferde-Therapiezentrum. Diesen Streckenabschnitt liebe ich, auch wenn hier ein erneuter Anstieg auf uns Läufer wartete. Das Laufen hier, empfinde ich immer als absoluten Genuss. Auch wenn wir hier im Training laufen, freue ich mich immer auf diesen Streckenabschnitt. Doch mit genießen hatte das heute nichts zu tun. Ab hier hat mich so ein doofer Spinter genervt. Hiermit fuhren zwei Helfer vom Veranstalter die Strecke entlang und versorgte andere Helfer mit heiße Getränke und Erbsensuppe. Ist ja eine nette Geste und den Helfern sollte es auch gegönnt sein, aber als dieser Sprinter mich non Stop überholte - kurz danach rechts ranfuhr, weil er an meinen vorderen Pulk nicht vorbei kam, wurde ich nach ca. 1 1/2 Km sauer. Ich teilte den guten Leuten mit, dass ich es unheimlich nett finde, dass sie die anderen Helfer versorgen und ich Verständnis für Ihren Job habe, aber dass sie mich langsam nerven. Es kann nicht sein, dass sie alle paar Meter an mir vorbeiziehen und wieder rechts ran gehen, weil vordere Leute keinen Platz machen. Ich wollte mich weiterhin auf meinen Lauf konzentrieren und nicht den Rest des Laufes auf diesen Sprinter konzentriert sein. Die beiden gucken mich an extrem böse an, haben mich aber wohl verstanden. Ab hier konnte ich wieder meinen Lauf laufen. Für diesen 5 KM Abschnitt benötigte ich 28:20 - Pace 5:40 Min./KM. Also alles im grünen Bereich.

Nach diesem Therapiezentrum geht es um die Forellenteiche entlang und danach wartet ein nicht so schöner Streckenabschnitt. Ich lief weiterhin gut angestengt, aber war nicht extrem ausgepowert. Somit entschied ich mich im Kopf, das Tempo anzuziehen, sobald dieser schreckliche kaputte Streckenabschnitt hinter mir liegt. An diesem kaputtenStreckenabschnitt verliere ich einige Sekunden, doch das war mir egal. Ich dachte gar nicht großartig über die Zeit nach, sondern lief einfach meinen Lauf. Aber von leicht angestrengt laufen, konnte ich hier nicht wirklich reden. Hier ließ ich richtig viel Kraft. Nachdem ich wieder normalen Untergrund unter den Füßen hatte und ich mich ein wenig von diesem kaputten Abschnitt erholt hatte, schaffte ich es aber tatsächlich, mein Tempo noch zu erhöhen. Ich kassierte mir noch ein Läuferpärchen und freute mich :-) Ein wenig gepuscht wurde ich über die letzten 2 KM, von den Läufer und Läuferinnen, die mittlerweile über die 7,5 Km auf der Strecke waren und mit Tempo an mir vorbei zogen. Wenn man voll ausgepowert ist, zieht es einem in der Regel ja nach unter, aber ich hatte heute noch Kraft und somit zogen sie mich immer ein wenig mit :-) Den letzten KM schaffte ich dann sogar noch in 5:18 Minuten. Die letzten 5 KM waren dann mit einer Zeit von 27:38 Minuten - 5:32 Min./KM - die schnellsten *freu*

Mit einer Zielzeit von 1:23:51 Minuten hatte ich hier einen gelungenen Einstand in die Alterklasse W40 - sowie einen gelungenen Saisonstart :-)

Ich bin richtig zufrieden. Nach diesem Lauf, kann in nun ganz zuversichtlich in meinen Trainingsplan für den Düsseldorf Marathon einsteigen.