Berlin Marathon

 

89. Wettkampf

 

Laufzeit 4:12:28

 

Platz 20.459 von 34.027 Teilnehmer

 

Platz 583 von 1448 in AK

 

Frauenwertung: Platz 2702 von 7430

 

26. September / Berlin Marathon / 42,2 KM

 

Immer was los bei  uns !

 

Da auf den Straßen irgendwie nur noch viel los ist und wir meist das Glück
haben, genau in den Richtungen unterwegs zu sein, wo es am vollsten ist,
entschieden wir uns - mit dem Flieger nach Berlin zu starten. Mit den
Billigflugangeboten kann man ja mittlerweile sogar fast günstiger und
stressfreier reisen, als mit dem PKW :-)

Unser Ziel war: Düsseldorf - Berlin. Als wir in der Frühe in Düsseldorf unsere
Koffer aufgaben und zur Taschen.- / Gesichtskontrolle kamen, kam auch schon die
erste Überraschung. Handgepäck / Jacke / Gürtel u.s.w. in die dafür
vorgesehene Schale und ab durch den Kontrollpunkt. Kein Signal - alles war gut.
Viele Augen sind auf einem gerichtet, ob man auch nichts böses im Schilde führt
:-) Irgendwie fühle ich mich an diesem Punkt immer unwohl, obwohl ich weiß, ich
habe nichts schlimmes getan. Ich ziehe meinen Gürtel wieder in die Jeans - lege
mir meine Uhr wieder an und nehme meinen Rucksack. Keine 2 Schritte entferne
ich mich von dem Fliesband, da werde ich wieder in Empfang genommen. Darf das
denn noch wahr sein ? Freundlich sagt der gute Man, ich solle ihm Folgen. Klar
mache ich das und hatte wieder mal Angst. Gut aber, dass hier deutsch gesprochen
wird und ich alles verstehe :-) In einem kleinen Eckchen hinten am Ende, werde
ich aufgefordert, meinen Rucksack zu öffnen. Darin befand sich nur mein
Nackenkissen - weil ohne dem kann ich seit meinem Bandscheibenvorfall nicht
mehr schlafen. Der gute Mann nimmt einen Teststreifen und zieht diesen ein paar
Mal über dieses Kissen und dem Rucksack. Er verschwand, mit den Worten, ich
solle warten - in ein Nachbarraum. Wenige Sekunden später kommt er raus, sagt
mir, ich könne weiter gehen. Er wünscht mir noch eine gute Reise, bevor ich ihn
frage, was das nun war. Ich kam soeben in eine Drogenkontrolle :-) Ich lachte
mich schief und erklärte ihm, dass ich Marathonläuferin sei und mein Weg zum
Berlin-Marathon geht :-)

Sonne pur - als wir am Freitag in Berlin eintrafen


In Berlin angekommen, werden wir von Sonne pur überrascht. Noch am
Flughafen Tegel, besorgten wir uns ein Wochenticket für Bus & Bahn. Da es
noch sehr früh war, machten wir noch einen Abstecher zum Bahnhof - zum
Kanzleramt, bevor es nach einem Frühstück in Richtung Ferienwohnung ging. Alles
klappte gut und pünktlich werden wir super freundlich von der Vermieterin -
unserer Wohnung in Empfang genommen.

Die Wohnung war klein, aber sauber und sau gemütlich. Die Vermieterin
einfach nur nett und sehr gesprächig. Was ich richtig cool fand - sie empfang
uns mit einer Flasche Frühstückssaft von Hohes C und einer Tafel Schokolade von
Lindt. Normalerweise bekommen die Gäste bei Anreise eine Flasche Wein, doch da
sie wusste, dass wir für den Marathon dort waren, entschied sie sich gegen eine
Flasche Wein. Diese Überlegung zeigte sofort, dass sie sich auch über ihre
Gäste Gedanken machte.

Nun hieß es, zuerst ein wenig einkaufen und Koffer auspacken. Nur wenige
Minuten entfernt lag ein Penny Markt, wo man alles nötige bekam. Und überhaupt,
lag unsere Wohnung voll zentral. Auch der Bus und die S-Bahn waren schnell und
gut zu erreichen.

Die Koffer waren schnell leer und auch der Kühlschrank war schnell gefüllt. Wir
hatten ein wenig Pause hinter uns, bevor es in Richtung "Flughafen
Tempelhof" zur Marathon-Messe ging.

Draußen war es sehr warm und wir fragten uns, warum wir denn keine kurze Hose
eingepackt haben. Dass wir in ein paar Stunden nur noch Regen haben sollten,
konnte man gar nicht glauben.


Messebesuch in Berlin


Die Messe und die Ausgabe der Startunterlagen befindet sich im damaligem
Flughafen Tempelhof. Wie ich finde - ein optimaler Ort. Es ist dort
riesig und alles verläuft sich echt richtig gut. Zu dem Zeitpunkt, als wir vor
Ort waren, war es sehr voll, aber immer noch alles sehr übersichtlich.
Wartezeiten an der Starunterlagenausgabe, gab es nicht. Auch die Messe war
richtig gut gefüllt, aber man kam trotzdem überall durch und konnte gut
stöbern. Ich ergatterte mir noch zwei Paar Laufsocken von Falke, welche auf
7,00 Euro reduziert waren. In der Kollektion, welche speziell zum Marathon
angeboten wurde, wurde ich nicht fündig. Ganz im Gegenteil zu New York :-)

Auch ein Stand für den Düsseldorf Marathon gab es in Berlin. Vor Ort - war Jan.
Hier machten wir natürlich auch noch Halt und hielten ein Quätschchen, bevor es
weiter ging.

Ganz gemütlich verbrachten wir einiges an Zeit am Tempelhof.

Der Wettkampf

Nie konnte ich mir dieses Maß ausmalen, was es bedeutet in Berlin dabei zu
sein. Erst Recht nicht, konnte ich mir jemals vorstellen, wie es sein sollte, wenn
man mit knapp 35.000 Teilnehmer durch Dauerregen und tiefen Pfützen rennt.
Freitag noch hätte man mit kurzer Hose durch Berlin spazieren können und ab
Samstag hat sich Dauerregen durchgesetzt. Tag und Nacht - hörte man den Regen
auf die Straßen platschen. Es flossen kleine Bäche über die Straßen, wenn man
an den Bürgersteigen entlang schlenderte. Für manche Pfützen wären Gummistiefel
besser gewesen, als Laufschuhe.   

Immer wenn man in der Nacht einmal aufwachte, hörte man einfach nur Regen. Wenn
es nur Nieselregen gewesen wäre, hätte man sich vielleicht nicht ganz so
verrückt gemacht - doch es goss teilweise wie aus Kübeln und riesige - tiefe
Pfützen bildeten sich auf den Straßen in Berlin. Um so näher der Morgen rückte,
um so nervöser wurde man. Immer hatte man im Hinterkopf, dass es doch
irgendwann einmal aufhören muss. Die Wolken müssen doch irgendwann einmal leer
sein:-) Fehlalarm. Als wir in Richtung Bushaltestelle gingen, waren wir zum
Schutz - in Plastik gehüllt. Damit die Schuhe wenigstens bis zum Start trocken
blieben, band ich mir Müllbeutel über die Schuhe. Sah nicht sehr prickelnd aus,
aber trockene Laufschuhe wünschte ich mir schon, wenn ich darüber nachdachte,
dass ich gleich einige KM zu rennen habe. Es gibt nichts schlimmeres, als schon
vor dem Rennen bis auf die Haut nass zu sein und Wasser in den Schuhen stehen
zu haben.     

Was es heißt, einen Marathon bei Dauerregen zu laufen, muss man als Läufer.-in
nicht wirklich erleben. Finde ich!


Hier war mentale Stärke gefragt


In Plastik gehüllt, stapften wir nun morgens um kurz vor sechs in Richtung
Bushaltestelle, welche nur wenige Gehminuten von uns entfernt lag. Wie man es
bei uns gewohnt ist, war klar, dass auch heute wieder einmal etwas schief gehen
musste. Wir standen dort im Regen und unser Bus kam nicht. Noch einen Tag
zuvor, fragte ich einen Busfahrer, ob diese Linie fährt, um so etwas zu
vermeiden. Eigentlich sollte er kommen - die Gegenseite fuhr auch an uns
vorbei, doch wir standen vergebens dort. Auch eine ältere Dame war guten
Glaubens, dass hier ein Bus fahren sollte. Da wir nach ca. 20-30 Minuten immer
noch dort umsonst warteten, entschlossen wir uns kurzfristig unsere Beine in
Richtung Bahnhof Steglitz zu zwingen. Ca. 1 KM Fußmarsch lagen nun vor
uns. Eigentlich hätte man gesagt - OK es ist ja nicht weit - aber so in Plastik
gehüllt - mit einem fetten Kleiderbeutel unterm Arm  - kurz vor einem
Marathonstart kam das nicht gerade gut. Vom Rathaus Steglitz ging es mit der
U-Bahn weiter in Richtung Zoologischer Garten. Von hier aus hieß es umsteigen
in die U-Bahn, welche bis zum Potsdammer Platz fährt.

Das umsteigen hier in Berlin ist überhaupt kein Problem. Meist ist alles im
10-Minuten Rythmus unterwegs und somit verpasst man irgendwie nie eine Linie
und ist immer schnell von A nach B. Als es in der nächsten Bahn weiter ging,
füllte diese sich auch rucki-zucki mti etlichen Teilnehmern. Wirklich große
Vorfreude kam heute nicht auf. Als wir aus der U-Bahn kamen und uns weiterhin
der Regen entgegenkam, bekam ich schon fast zu viel. Ich wünschte mir, dass es
endlich mal aufhört. In einem engen Menschenpulk ging es in Richtung
Kleiderbeutelausgabe. Obwohl wir gestern vor Ort waren und uns die
Gegebenheiten ansahen, so hatten wir heute Probleme uns zu orientieren. Es war
alles einfach nur voll - nass und hektisch.

Trotzdem hatten wir kurz einen Anflug von Vorfreude und bekamen sogar noch ein
schönes Foto hin.

Als die letzten Vorbereitungen getroffen waren, trennten Roland und
ich uns auch schon, da aufgrund der hohen Teilnehmerzahl hier die Wege sehr lang
waren. Obwohl wir uns kurz vor sechs auf die Socken machten, so war nun auch
schon die Zeit knapp. Nach einem Irrgartenlauf durch die Menschenmasse fand ich
auch irgendwann meinen Bereich, wo ich endlich meinen fetten - schweren
Kleiderbeutel abgeben konnte. Noch einmal zurück durch dieses Wirr-Warr hatte
ich Hoffnungen noch einmal meinen Schatz zu finden, doch das war unmöglich. In
einem engen Pulk arbeitete ich mich spontan zu meinem Block G durch. In einem
kleinen Wäldchen vor dem Blockeingang noch einen Abstecher in die Büsche, da
der Dixie-Besch zu Zeitaufwendig gewesen wäre. Obwohl Unmengen Dixies
aufgestellt wurden - die Schlangen davor, waren grausig. Als ich meinen Block
erreichte hatte ich kaum noch Zeit. Alles ging rasend an mir vorbei und auch
weiterhin fehlte mir die Vorfreude. Irgendwie fühlte ich mich hier und heute
gar nicht wohl.

Platz um mich ein wenig auszuwärmen war null geboten. Eigentlich hätte man
das gerade heute - bei diesem Wetter gebrauchen können. Trotz dickem
Wegwerfpullover und Regencape kroch diese feuchte kühle Luft in mir
hoch. Auf dem Fleck zappelte ich einfach nur hin und her. Als ich
irgendwann mitbekam, dass vorne die ersten Leute auf die Strecke geschickt
wurden, freute ich mich, dass es gleich auch für uns los geht. Ich pellte mich
aus dem Regencape und dem Wegwerfpullover. Schnell waren dann natürlich meine
Laufklamotten pitsche - nass. Die Entscheidung mit Cappy zu laufen fand
ich zuerst noch gut, denn so bleib ich zumindest vorerst am Kopf trocken.
Schneller als ich vorher gedacht habe, konnte unser Block aufrücken und bereits
11 Minuten später übertrabe auch ich die Startlinie. Das Feld ist sehr eng, worauf
ich mich aber bereits vorher gedanklich einrichtete. Es war ziemlich unangenehm
in diesem Pulk, da man somit null Übersicht über die Strecke hatte. Pfützen -
egal welcher Größenordnung - konnte man nie rechtzeitig sehen und ausweichen.
Man war fast immer gezwungen - stur dort durchzuspringen. Nur selten hatte ich
Gelegenheiten, einen Sprung darüber zu machen oder einen Bogen zu rennen. Das
Feld war dazu einfach viel zu voll.

Somit hatte ich bereits bei KM meine Schuhe pitsche-nass. Mein geliebter Nike -
der eigentlich so leicht an den Füßen ist, dass ich ihn kaum spüre. Heute
allerdings sah es anders aus. Ich versuche also mein Tempo zu finden - welches
im Hinterkopf bei 5:40/km lag. Meinen Traum die sub 4 Std. zu knacken hatte ich
ja schon noch ganz weit im Hinterkopf - aber nicht sehr lange. Es ist nur ein
zick-zack laufen. Ständig musste man abbremsen, weil andere einem vor die
Füße springen und ständig versuchte ich an andere vorbei zu kommen. Es war
nicht schön. Irgendwie hatte ich die leise Hoffnung, dass sich das Feld ja
irgendwo auseinander ziehen sollte, doch in meinem Bereich war das irgendwie
nicht gegeben. Die KM-Schilder 1 und 2 bekomme ich gar nicht mit, so
konzentriert musste ich hier laufen. Die Pace auf meiner Garmin zeigte
irgendwie alles an Pace, aber niemals 5:40. Irgendwie war auch diese mit dem
Wetter überfordert. Erst bei KM 3 sehe ich, dass die Pace mit um die 5:40
passt. Komisch eigentlich - ich hätte schwören können, ich sei schneller
unterwegs. Ein Gefühl für`s Tempo konnte ich hier nie finden. Es fühlte sich einfach
von Anfang an schwer an. Ganz anders, als ich es bisher - von meinen
Marathonläufen kenne. Bei KM 5 zeigt meine Uhr 28:23 Minuten. Es ist also ganz
minimal über die Pace 5:40. So wenige Sekunden sind bestimmt auszuholen, wenn
es irgendwann mal lichter wird - dieses Feld - dachte ich. Also ging es mit dem
Läuferfeld in Richtung Kanzleramt. Dort wurde ein Torbogen vom Veranstalter
aufgebaut, welcher für die Teilnehmerzahl viel zu eng war. Ich musste einen
kleinen Moment stehen bleiben, weil der Pulk vor mir sich erst einmal dort
durchdrängeln musste. Auch ich und andere um mich herum, mussten sich dort
durchschieben. Voll doof. Meine Laune sank immer mehr und meine Schuhe waren
bereits gefühlte 10 KG schwer. Auch mein Capy war so durchnässt und unangenehm
auf der Rübe, dass ich diesen lieber irgendwann in meine Hose stopfte. Mit
schweren Klötze an den Füßen ging es mit dem Pulk weiter durch den strömenden
Regen. Mental war ich bereits ziemlich tief runter gezogen. Ich hatte irgendwie
nur noch wenig Lust. Als ich die KM-Matte bei KM 10 mit einer Zeit von
57:07 überlief, machte ich direkt mal einen Chek auf mein Paceband. Schnell war
mir klar, dass die sub 4 Std. heute kein Thema sein konnte. Bereits hier war
meine Pace schon langsamer geworden. Ich sagte mir also spontan: " OK Du
bist hier nun an den Start gegangen - Dein Traum hier evtl. die sub 4 Std.
anzugehen, kannst Dir knicken - mache das Beste daraus "! Ich hatte keine
Lust, unter diesen Umständen hier die Zeit hinterher zu jagen. Also legte ich
im Kopf den Hebel um und ließ mich von nun an nur noch mit dem Strom mitreißen.
Ich wurde zwar noch ständig überholt, doch ich machte mir keinen Stress mehr,
irgendwo vorbei zu kommen. Ich bin genug Slalom gerannt. Auch an den
Getränkestationen, welche in meinem Bereich eine reine Katastrophe waren,
machte ich mir von nun an keinen Kopf mehr. Warum nur, sollte ich mich durch
die Masse quälen? Also bin ich an den Getränkestationen auch schön gemütlich
gegangen und habe immer etwas zu mir genommen. Weiter zu traben, war in
meinem Bereich fast unmöglich. Irgendwie wurde man immer ausgebremst. So
verliefen also die KM. Einfach mit dem Strom weiter ziehen - in Richtung Ziel -
ohne groß zu denken. Der große Vorteil hier in Berlin war, dass die Stimmung am
Streckenrand trotzdem super geil war. Trotz des Wetter, tobten überall die
Zuschauer. Das war Wahnsinn! Aber ach das nahm ich oft nur ganz weit weg wahr
und konnte das nicht wirklich genießen, weil ich nicht wirklich dabei war -
heute. Meine KM-Splits waren den ganzen Lauf über, also nie weider schneller
als 5:45. Eher sogar noch langsamer. Als ich bei HM die Matte mit einer Zeit
von 2:01:49 überlaufe, rechne ich meine evtl. noch zu erreichende Zielzeit
hoch, obwohl mir klar war, dass ich Zeit verlieren sollte. Denn bereits hier
war ich zum ersten Mal so weit, dass ein Abbrechen ganz nahe in meinem
Kopf lag. So nah - wie nie. Auch war ich hier schon ziemlich KO - so KO - wie
niemals zuvor. Und das bei der HM-Marke. Mir war klar, dass ich mich hier und
heute bereits ziemlich kaputt gelaufen bin, obwohl ich ziemlich zeitig das
Tempo raus nahm. Obwohl ich mental nicht wirklich gut drauf war, so trottete
ich weiter in diesem Pulk, durch die ständigen Pfützen. Weiter nahm ich mir
meine Gehpausen an den Getränkestationen, um mich nicht noch weiter abzuschießen.
Dass ich bis KM 30 drei Gel`s zu mir nahm merkte ich Kraftmäßig nicht wirklich.
Keine Ahnung warum, aber ich fühlte ich, als hätte ich nichts zu mir genommen.
Außer, dass diese Teile mir irgendwie ziemlich schwer im Magen lagen. Als ich
KM 30 passierte, waren meine Beine einfach nur noch schwer. Auch wenn ich mich
weiterhin nur noch vom Strom mitreißen ließ, so wurden die Splits immer
langsamer. Da ich nicht wirklich viel mehr überholt wurde, als bis hier her,
war mir klar, dass es den anderen ähnlich gehen musste, wie mir. In
meinem Kopf hing irgendwie nur noch - in ca. 2,5 KM kommt der nächste
Verpflegungspunkt. So hielt ich mich mental über Wasser (komisch passt
irgendwie wörtlich) und passierte die weiteren KM. Mein Ziel die 42,195 Meter
doch durchzuhalten kam also immer näher. Irgendwo bei KM 33 schaffte ich
heute sogar etwas, was mir noch bei keinem WK passiert ist. Ich musste die
Strecke verlassen, um in die Büsche zu springen. Aber auch das war mir irgendwie
völlig egal, bis ich dort in den Büschen hockte und die Masse an mir vorbei
ziehen sah. Das waren innerhalb weniger Sekunden - sofort hunderte. Für einen
kurzen Monet wurde ich sogar noch einmal schnell - um wieder auf die Strecke zu
kommen :-) Ab KM 35 hatte ich nur noch im Kopf, dass das Brandenburger Tor
nicht mehr weit ist. Ich hätte hier irgendwie Cola gebrauchen können, aber
leider gab es das nicht. Mein Plan zum Ziel hin - die ein oder andere
Getränkestation auszulassen - ging sogar hier auf. Das Feld war zwar immer noch
sehr voll, aber wenn ich gekonnt hätte, hätte ich die letzten 7 KM schon noch
Gas geben können. Jetzt wäre es platzmäßig möglich gewesen, aber meine Kraft
gab das nicht mehr her. Auch die mentale Stärke, mich irgendwie zu puschen, war
bei null. Wie im Rausch " mir ist alles egal " - " komme einfach
irgendwie ins Ziel " trödelte ich weiter vor mir her. 

Einen kurzen hellen Punkt hatte ich, als es an der schweizerischen Botschaft
vorbei ging und es in Richtung Brandenburger Tor ging. Hier hatte ich heute zum
ersten Mal den Gedanken "schön, dass Du das erleben durftest"! Ich
weiß nicht warum, aber dieser Streckenabschnitt war der einzige, den ich ganz
bewusst wahr nahm und auch genießen konnte, obwohl ich platt und pudelnass war.
Ich versuchte hier das Publikum zu genießen, doch so ganz ging das nicht. Ich
wollte nix mehr - nur noch ins Ziel und in trockene Klamotten. Selbst als ich
das Brandenburger Tor passierte und das Ziel greifbar nah war, setzte keine
Emotionen in mir frei. Mit einer Zielzeit von 4:12:28 überlief ich nun die
Ziellinie und konnte mich irgendwie gar nicht freuen. Es war - wie beim
Tempogefühl - komplett anders als ich es von meinen anderen Marathonläufen
kenne. Ich war zwar froh im das Ziel erreicht zu haben, doch das ganze fühlte
sich ziemlich emotionslos an.

Nach dem Zieleinlauf

Nur wenige Meter nach der Ziellinie
hieß es stehen bleiben. Es war kein durchkommen möglich. Stau! Das mit den
schweren Beinen und den nassen Klamotten. Es fühlte sich alles ziemlich fies
an. Das stehen bleiben war in den Beinen gar kein tolles Gefühl. Auf der Stelle
zappelte ich ein wenig hin  und her, um mich nur irgendwie bewegen zu
können. Es ging überhaupt nicht vorwärts. Was machen die da nur ? Dachte ich
mir. Es dauerte nicht lange und mir wurde eiskalt. Ich buddelte mein nasses
Cappy aus meiner Hose, um mich wenigstens von der kühlen Luft - am Kopf ein
wenig zu schützen. Viel genutzt hat das nicht wirklich. Ich weiß nicht, wie
lange es dauerte - bis sich Feld endlich so weit vor gearbeitet hat, bis man
endlich zu der Folienausgabe kam. Gefühlt würde ich sagen, benötigte ich 1
Stunde. Tatsächlich waren es vielleicht 20 Minuten. Aber diese 20 Minuten, sind
unter diesen Bedingungen einfach viel zu viel gewesen. Eine direkte
Folienausgabe wäre mir persönlich wichtiger gewesen, als die Medaille. Nur zäh
arbeite ich mich in Richtung Kleiderbeutelausgabe. Ich zitterte wie ein
Drogenjunkie und war froh, endlich das Zelt erreicht zu haben. Schnell nahm ich
meinen Beutel und suchte mir ein Plätzchen, um aus den nassen Klamotten zu
kommen. Der Weg zu den Duschen war mir zu weit. Etlichen anderen ging es aber
auch so. Die Wiese um mich herum, war randvoll mit Teilnehmern, die sich aus
den nassen Sachen pellten. Per Handy gab ich Roland noch mein Standort durch. Nachdem
ich in trockener Kleidung war, konnte ich nun endlich auch einen Erdinger zu
mir nehmen und mich über meinen Verpflegungsbeutel her machen. Als Roland auch
spontan bei mir eintraf, gingen die Erzählungen los. Auch seine Laune war nicht
die Beste.

Zu meiner Zielzeit muss ich sagen, dass ich unter diesen Bedingungen trotzdem
voll zufrieden bin - auch wenn mir eine sub 4 Stunden lieber gewesen wäre.

Zum Wettkampf selbst:

 

" Das will ich nie wieder ". Als große WK
lernten wir Frankfurt - Hamburg - New York und nun Berlin kennen, doch überall
fühlte ich mich deutlich wohler, als hier. Meine persönliche Meinung ist, dass
es im Bereich der 4 Stunden Marke einfach viel zu voll ist.

Die Stadt und die Stimmung an der Strecke kommt nahe an New York, aber trotzdem
kommt eine Teilnahme am Marathon - für mich nicht mehr in Frage.