Blumensaatlauf Essen

 

91. Wettkampf

 

Laufzeit 1:53:52

 

Platz 263 von 429 Teilnehmer

 

Platz 7 von 17 in AK

 

Frauenwertung: Platz 31 von 103



 

27. November 2010 / Blumensaatlauf TUSEM Essen / 21,1 KM


Wer nicht wagt - der nicht gewinnt


Der letzte Halbmarathon in diesem Jahr! Mein Ziel für
diese Distanz lag für das Jahr 2010 bei sub 1:52:00. Laut Unterdistanzen
müsste theoretisch aber mehr drin sein. Also was tun - bei der letzten Chance,
die sich nun bot?

Mein Vorhaben sah also so aus, dass ich gerne die 1:50 unterboten hätte.
Geplant war eine Anfangspace von 5:15 Minuten pro KM. Das hätte eine 1:50:55
ergeben, wenn ich das Tempo bis ins Ziel hätte halten können. Tief hinten im
Kopf träumte ich allerdings davon, evtl. ab KM 10 oder 11 zu beschleunigen, um
die 5 weg zu machen. Ein großes Vorhaben, doch wenn man es nie versucht, kann
 man auch nie wissen, ob man es jemals geschafft hätte :-)


Als es also am frühen Vormittag in Richtung Essen
ging, lagen die Temperaturen so um die 0 Grad. Zum Glück hatten wir noch keinen
Schnee, denn der wurde eigentlich für diese Woche angekündigt.


Als wir am Veranstaltungsort ankamen, brach zuerst ein
wenig Hektik aus, da sich das Parken diesmal nicht so einfach darstellte, als
wie wir es kannten. Sonst waren wir allerdings auch zu einem anderen Zeitpunkt
vor Ort, da ich bisher – dort - nur die 10 KM lief.  Somit kreisten wir
ziemlich orientierungslos  durch den dicken Verkehr, da kein Parkplatz zu
finden war und die Straßen einfach nur dicht waren. Das kam mir natürlich
richtig gut – denn so Auto fahren, vertrage ich nämlich gar nicht.
 Anfahren – bremsen – links – rechts – wieder bremsen u.s.w. Das ganze
mache ich nur wenige Minuten mit und mir ist – bis zum erbrechen schlecht! Als
wir irgendwann auf der anderen Seite vom See einen Platz fanden, war ich
heilfroh aus dem Auto zu kommen.


Wir mussten von hier aus, nur über die Holzbrücke, an
der auch der Start ist und schon waren wir an der Sporthalle. Die Nachmeldung
lief schnell – denn es war eigentlich ziemlich leer dort. Es verlief nun wieder
alles ruhig, aber ich benötigte einige Zeit, damit meine Übelkeit sich
verabschiedete.


Da es draußen doch ganz schön knackig kalt war – so im
Laufdress – entschieden wir, erst eine gute halbe Stunde vor dem Start, die
Halle zu verlassen. Nun hieß es nur noch warm machen und zur Startaufstellung.
Diese Planung war optimal. Das Feld war erstaunlich klein – wahrscheinlich
wegen der Kälte?


Es wurde runter gezählt und schon waren wir auch schon
auf die Reise geschickt. Da ich im letzten Jahr zu weit hinten stand und nur
schlecht weg kam, entschied ich mich diesmal weiter vorne zu starten, um direkt
mein Tempo finden zu können. Direkt nach dem Startschuss hatte ich auch somit
freie Bahn. Doch so weit vorne spürt man natürlich auch nur schlecht das Tempo.
Nach wenigen Metern prüfte ich meine Pace, die viel zu schnell war – direkt
drückte ich also auf die Bremse. Immer wieder kontrollierte ich die Pace, da ich
es nur schlechte einschätzen konnte. Ich nahm immer weiter einen Gang raus,
doch der erste KM lag am Ende trotzdem noch bei 5:10 Minuten. Das Feld lichtete
sich schnell und somit spielte sich auch direkt ab KM 2 dann mein Tempo ein.
Das Tempo fühlte sich richtig gut an und ich war total optimistisch. Irgendwo
zwischen KM 2 und 3 bemerkte ich einen Mitläufer, der so ziemlich mein Tempo
lief. Da das Feld nicht sehr groß war, liefen wir beide auch schon recht
einsam. Somit war ich froh, dass man zumindest einen Mitläufer neben sich
hatte. Gleichmäßig ziehen die KM an uns vorbei. Eh ich mich versah, war ich
auch schon das erste Mal am Wendepunkt. Die große Uhr zeigte irgendwas mit
27:?? Minuten.

Nach der ersten Wende nahm ich mir ein Becher Wasser –
nahm nur ein paar  kleine Schlucke, da ich nicht wirklich Durst verspürte.
Doch so ganz ohne, wollte ich auch nicht riskieren, da ich in der Regel immer
trinken muss, wenn ich solche Distanzen renne. Mein Mitläufer zog mir hier ein
wenig davon, da er nichts zu sich nahm. Komischerweise schaffte ich es auch
nicht mehr, mich auf gleicher Höhe vor zu arbeiten. Irgendwie waren meine
Beine so auf das Tempo eingestellt, dass ich konstant die Pace weiter lief.


Bei KM 10 habe ich eine Zeit von 52:25 Minuten! Das
war exakt die Zeit, die ich mir errechnete, welche ich bei einer Pace von 5:15
Minuten erreichen musste. Es lag also alles super im Plan.


Kurz nach KM 10 kam die zweite Versorgungsstelle. Hier
nahm ich ein Gel – leider mit Zitronentee, weil ich die Wasserstelle verpasst
habe. Irgendwie ging das Ganze zu schnell an mir vorbei. Am Wendepunkt wurde
man gut ausgebremst – das kann ich gar nicht gut. Ich verlor ab hier irgendwie
so den Schritt und meine Pace direkt mit. Ich weiß nicht, was hier mit mir
passierte, aber irgendwie zog mir hier jemand den Stecker. Das war voll
komisch. Von jetzt auf gleich, schaffte ich es nicht mehr, meine bisher
gelaufene Pace zu
rennen. Auch mein Mitläufer zog so von mir weg.
Von wegen ab KM 10 oder 11 evtl. schneller werden. Irgendwo bei KM 12 (glaube
ich) spürte ich, wie sich von hinten jemand näherte. Er schloss wohl zu mir
auf, um nicht allein auf weitem Flur unterwegs zu sein. Ich fand das natürlich
gut, denn somit konnte man sich wieder gegenseitig motivieren. Er war scheinbar
auch ziemlich KO, denn er blieb immer auf meiner Höhe, obwohl ich immer weiter
an Zeit verlor. Nachdem wir wieder den Wendepunkt passierten und es nun in
Richtung Ziel zurück ging, spürte ich sogar, dass man in dieser Laufrichtung
gegen den Wind lief. Komisch - eben spürte ich das gar nicht :-) Auch dieser
Läufer, setzte sich dann aber irgendwann von mir ab, da ich das Tempo einfach
nicht beibehalten konnte. Meine Laune auf WK lag mittlerweile zwar ziemlich
tief im Keller, aber ich wollte mir auch meine Laufzeit nicht ganz versauen,
somit gab ich weiterhin mein Bestes. Meine Pace lag nachher nur noch bei
knapp über 5:30 Minuten. Als ich KM 18 passierte, war ich nur noch froh, gleich
endlich im Ziel zu sein. Doch selbst so doofe drei KM können so verdammt lang
sein. Mir fehlte aber auch irgendwie ein Mitläufer oder irgendein Ansporn. Von
KM 19 nach 20 höre ich hinter mir Stimmen. Es waren zwei persönliche
Tempomacher – für einen Teilnehmer, welcher auch ziemlich am Limit unterwegs
war. Ich hörte immer wieder dieses Wortspiel: „Ich kann nicht mehr – echt ich
bin völlig ko“! Die anderen Stimmen ziemlich beherrscht:“ Doch Du kannst – komm
gib alles – Du schaffst das – vertrau mir“! Ich konzentrierte mich so auf diese
Stimmen und ließ mich tatsächlich davon mitreißen. Das war mein Ansporn, meine
Motivation, die ich brauchte *grins* Die drei setzten sich vor mir und ich
setzte mir in den Kopf, dort mitzuziehen. Auch dieser Teilnehmer war völlig
platt – also musste das bei mir auch gehen. Und es war tatsächlich so – diese drei
zogen mich mit *freu* Meine Pace wurde spontan wieder deutlich schneller.
Zwischen KM 20 und 21 zogen wir sogar noch an dem Läufer vorbei, mit dem ich
zwischen KM 12 & ?? unterwegs war. Als es kurz vor dem Ziel über eine
kleine hügelige Holzbrücke ging, schrie der einer der Pacemaker – und wenn Du
jetzt gleich die Brücke abwärts läufst, gibst Du volle Pulle Gas – lass Dich
einfach treiben und glaube mir – Du kannst das. Es lief genau wie dieser
Pacemaker es sagte. Mit einer Endpace von 5:00 Minuten rennen wir über die
Ziellinie. Ich freute mich, dass diese drei es schafften, mich noch einmal so
zu puschen. Keine Ahnung, wie es möglich war, mit einmal wieder die Pace so zu
rennen, aber irgendwie ging das einfach. Es lag vielleicht auch irgendwie an
meinem Kopf – der sich scheinbar einfach abschaltete. Laufen ist eben immer
wieder Kopfsache! Ich bedankte mich noch den beiden Pacemakern, welche sich
natürlich auch freuten, mich ebenfalls mitgezogen zu haben *voll cool*.


Zuerst war ich total unzufrieden und hatte keine Lust
mehr HM oder WK zu laufen. Doch nach eine großen Verschnaufpause sah alles
wieder anders aus.


Mein Vorhaben ging hier zwar nach hinten los, aber im
nachhinein bin ich trotzdem froh, es versucht zu haben. Wenn ich es nicht
versucht hätte - hätte ich auch keine Antwort darauf, ob ich es drauf habe oder
nicht. Ich muss mich scheinbar noch ein wenig gedulden. Neue Jahr - neues Glück
:-)