Velener Tiergartenlauf

 

84. Wettkampf

 

Laufzeit 1:52:49

 

Platz 66 von 87 Teilnehmer

 

Platz 4 von 7 in AK

 

Frauenwertung: Platz 8 von 15

19. Juni 2010 / Velener Tiergartenlauf / 21,1 KM

 

Mit dem Wind und nur einem Läufer über die Felder


Wie bereits im letzten Jahr, zog es
uns in diesem Jahr zum Velener Tiergartenlauf. Hier fand dieser Lauf zum 4. Mal
statt. Zum 2. Mal waren wir dabei. Fest steht, dass dieser Lauf, in unsere
Planung für 2011 wieder zu finden sein wird. Es ist einfach eine top
Veranstaltung, mit einer traumhaft schönen Strecke. Auch wenn die Teilnehmer in
diesem Jahr schon gestiegen sind, so fragt man sich, warum hier immer noch so
wenige Läufer auftauchen. 87 Teilnehmer beim HM sind ja echt, nicht wirklich
viel. Wobei es ja schon angestiegen ist. Im letzten Jahr, waren es ja sogar nur
64 Teilnehmer. Aber genau das macht diesen Lauf ja auch irgendwie so gemütlich.
Eben klein und fein !

Auch folgende Idee finde ich voll gut:

Dieser Lauf startet unter dem Motto „Laufend gutes
Tun“ 
. Der Erlös geht an das Haus Ignatius in Velen für ein Rollfiets. Mieter des
Hauses Ignatius aus dem betreuten Wohnen, und der Wohngemeinschaft für Senioren
könnten ihren Aktionsradius erweitern und ihr Lebens-Umfeld noch intensiver
genießen.


Das Wetter zeigte bis kurz vor dem Start tiefschwarze Wolken, welche immer wieder für
starke Regengüsse sorgten. Doch passend zum Start lugte teilweise sogar ein
wenig die Sonne durch den dichten Wolkenhimmel. Nicht oft und viel, aber
zumindest keine extremen Regengüsse mehr. Nur noch ein kleiner Schauer, als wir
an der Startlinie standen und ein klein wenig Nieselregen, nach dem Start, doch
nach dem ersten KM, ging es ohne Regen weiter. Die Temperatur lag bei ca. 16
Grad, was für einen WK ja toll ist, doch als Sommerwetter für diese Jahrezeit,
nicht wirklich einladend. 


Wir treffen vor dem Start noch running-turtle (aus dem Laufforum Runnerworld)
und hielten noch ein kleines Pläuschchen :-) Nett war es, sie mal wieder zu
treffen. Lang - lang, war es her!

Zum Lauf


Als wir an der Startlinie standen, zeigte sich das selbe Bild, wie im
letzten Jahr. Kleines Feld und noch dazu - kaum Frauen. Wieder mussten wir kurz
warten, bis es los ging, weil noch 2 Teilnehmer, aus einer Unterdistanz auf der
Strecke waren. Als wir fast losgeschickt wurden, kam eine Durchsage, dass
besagten Läufer gerade auf der Ziellinie sind. Es war toll für diese 2
Teilnehmer, denn diese bekamen einen Extra-Applaus, von den HM-Teilnehmern :-)
Kaum waren diese 2 im Ziel, wurde für uns von 10 runter gezählt.

In Begleitung der Zuschauer und einer Sambaband, werden wir mit ca. 2 Minuten
Verspätung auf die Strecke geschickt. Die Strecke ist zu Beginn sehr breit und
somit habe ich direkt viel Platz, um mein Tempo zu finden. Geplant war eine Anfangspace
von knapp unter 5:30 Minuten. Als wir nach ca. 1 KM in einem Waldstück (
entlang am Tiergarten ) sind, wird das Läuferfeld ein wenig enger, doch nicht
zu eng. Ich konnte mein Tempo gut durchlaufen, ohne gestört zu werden.

KM 1 war mit 5:12 Minuten aber ein wenig zu schnell. Ich ermahnte mich direkt
und schaffte es direkt, ab KM 2 mein Tempo zu drosseln. Meine Pace lag ab hier,
bei um die 5:20 Minuten. Manchmal auch leicht darüber. Je nachdem, mit wie
viel Gegenwind man zu kämpfen hatte. Der Streckenabschnitt durch das Sägewerk
war wieder mal das Highlight. Einfach eine geniale Idee! Wobei im letzten Jahr
hier mehr Krach gemacht worden ist. Diesmal waren weniger Bauern vor Ort. Aber
die, die da waren, machten für jeden einzelnen Krach :-) Es ist zwar nur ein
Mini-Abschnitt, aber es macht einfach nur Spaß :-) Als es nach dem Sägewerk auf
eine breite Asphalt-Straße weiter ging, zog das Feld enorm auseinander. Es
dauert nicht lange und ich bin mit nur noch einem Läufer unterwegs. Das ganze
vordere Feld hat sich so weit von uns abgesetzt, dass man sie nur noch auf
lange gerade Abschnitte erblicken konnte. Ich war froh, dass man zumindest noch
einen Mitläufer hatte, denn so ganz einsam, wäre es an so manch
Streckenabschnitt bestimmt richtig hart geworden. Einsam ging es nun - mit nur
diesem besagten Läufer über die Felder von Velen. Die Strecke war heute zwar
enorm schwer, weil wir stets mit Wind zu kämpfen hatten, doch trotzdem liebe
ich diese Gegend dort. Es ist alles so schön und friedlich. Ich renne meine KM,
bin immer kurz hinter diesem Läufer, komme nie dran vorbei - um auch einmal
Tempo zu machen und genieße jeden Augenblick. Auch wenn meine Pace immer um die
5:20 Minuten liegt - so fühlte es sich gut an. Als ich zwischen KM 5 und 6 die
erste Versorgungsstelle ansteuere, bekomme ich einen negativen Gedanken. Man
bekommt nur Wasser mit Kohlensäure gereicht. Das ist natürlich ein Kritikpunkt
- zumindest aus meiner Sicht - denn das geht beim Laufen - schlecht bis gar
nicht. Trotzdem nehme ich vorsichtig 3 kleine Schlucke, weil ganz ohne
Flüssigkeit geht genau so wenig. Besagter Läufer zieht sein Tempo weiter -
macht kein Halt, doch ich kann mich schnell, wieder an ihm heften, nachdem ich
meinen Laufschritt wieder aufnahm. Gleichmäßig laufen wir unser Tempo bis KM
10. Hier hatten wir eine Zeit von 53:05!

Zwischen KM 10 und KM 11 kommen wir an dem Start und Zielbereich vorbei, um
unsere Schleife zu laufen. Hier ging es in die 2. Runde. Wieder werden wir mit
viel Krach von den Zuschauern und der Samba-Band begleitet. Hier hatte ich
kurzfristig Gänsehaut pur! Bei KM 11 rechen ich 54 Minuten auf meine bisher
erlaufene Zeit und bekomme eine Zeit von um die 1:52 raus. " Nein das kann
nicht sein - denke ich "! " Du musst dich verrechnet haben"! Ich
versuche es noch einmal und komme auf dem selben Ergebnis. Nein - laufen und
rechnen geht nicht - denke ich - und gebe es auf. Weiter ging es mit diesem
einen Läufer durch die Sägemühle. Hier nehme ich auch ein Gel zu mir und leider
gab es auch an dieser Versorgungsstelle nur Mineralwasser. Ich gehe ein paar
Meter und trinke trotzdem ein wenig mehr, damit mein Gel auch zur Wirkung
kommen kann. Da mein Mitläufer hier auch eine Trinkpause einlegte, verlor ich
nicht ganz so viel und bin schnell wieder an ihm dran. Weiter mit nur diesem Läufer
und viel Wind spulen wir unsere KM ab. So langsam werden vereinzelnde KM
langsamer. Bei meinem Mitläufer und auch bei mir. Als die Pace bei ca. KM 13
bei 5:30 lag, denke ich - dass kann es jetzt nicht sein. Irgendwie war das voll
komisch. Scheinbar brach mein Mitläufer gerade so langsam ein, denn ab hier
setzte ich mich vor ihm. Das Bild wechselte sich ab. Im Blickwinkel nach
vorn, sehe ich, dass aus dem vorderen Feld auch einzelne einbrechen, denn wir
schließen auf. Langsam kamen 2 - 3 Teilnehmer aus dem vorderen Feld näher an
uns. Ich fand es für meinen Mitläufer schade, dass er das Tempo nicht
beibehalten konnte, doch ich konnte ja schlecht darauf Rücksicht nehmen. Es war
mittlerweile zwar schwer für mich, doch ab KM 15 war besagter Mitläufer nur noch
hinter mir. Auch wenn meine KM leicht langsamer waren, so zog ich ihm
davon. Weit vorne erhasche ich ein rotes Shirt. Ich fixiere mich darauf und
pirsche mich an ihm. Da dieser Teilnehmer an Pace verlor, war ich bei ca. KM 16
an ihm ran. Somit hatte ich Glück, denn ich hatte wieder jemanden, an dem ich
mich halten konnte. Wenige hundert Meter vor uns, sehen wir eine
Mitläuferin. Der Läufer neben mir freute sich scheinbar genau so wie ich,
nicht allein gegen den Wind ankämpfen zu müssen. Er sprach mich an, ob wir
besagte Dame noch packen sollen :-) Da meine Puste schon ziemlich am Limit war,
zuckte ich nur meine Achseln und grinste. Nur ein kurzes " keine Ahnung"
konnte ich über meine Lippen bringen. Wir zwei spielten jetzt also - fang die
Dame! Die Dame kam zwar näher, aber es kostete viel Kraft. Es kommen noch zwei
Autos von vorne - und besagte Mitläufer nahm auf mich Rücksicht. Er zog ein
wenig an, um sich vor mir zu setzen. Er lief für mich, als sei er mein
persönlicher Hase. Voll cool :-) Ich verlor ein wenig an Tempo. Mein Mitläufer
merkte das und gab mir ein Zeichen, mit seiner Hand - " so nach dem Motto
komm, gleich haben wir diese Dame"! Es half mir enorm. Bei ca. KM 17 oder
18 ziehen wir an ihr vorbei. Kurz danach frage ich ihn noch, ob wir sie
wirklich haben. Er wirft einen kurzen Blick nach hinten und sagte mir, dass sie
gute 20 bis 30 Meter hinter uns ist. Also hatten wir sie echt einkassiert, obwohl
auch ich schon ziemlich an meiner Grenze lief. Kurz danach erblicke ich noch
einen Mitläufer. Diese Aktion puschte mich so sehr, dass ich auch ihn noch
einkasseiren konnte :-) Mein Mitläufer war auch zufrieden damit, mich an dieser
Frau vorbei gebracht zu haben und zog mir ein wenig davon. Ich versuchte zwar
noch, an ihm dran zu bleiben, doch es ging nicht mehr. Als ich KM 20 passierte
zog mir irgendjemand den Stecker raus. Es ging fast nix mehr. Ich war völlig am
Limit. Aber nun hieß es nur noch 1 KM. Jetzt nicht alles in den Sand setzen.
Ich sehe noch meinen Schatz, der noch so 300 bis 400 Meter versuchte mich zu
ziehen, doch der Ofen war aus. Mit einer Pace von 5:35 konnte ich nur noch den
letzten KM hinter mich bringen. Mit einer Zielzeit von 1:52:49 erlaufe ich
stolz wie Oskar die Ziellinie. Mein Mitläufer, welcher mich an die Dame vorbei
brachte, wartet kurz hinter der Ziellinie auf mich. Ich bedankte mich stolz bei
ihm ud wir hielten noch kurz ein Quätschen. Jetzt konnte ich ja wieder ganze
Sätze reden :-) Er fragte mich nach meiner gelaufenen Zeit. Genau in dem
Moment, als ich ihm sagte - irgendwas um die 1:52 - steht auch Roland
neben uns. Aus seinem Mund ertönt ein lautstarkes " WIEVIEL"? Ich
lache mich schief und freue mich wie König, solch einen Lauf absolviert zu
haben.

Nach einer kurzen Verschnaufspause und einer Dusche, machten wir es uns nachher
noch mit einem halben Hähnchen gemütlich und genossen die tolle Atmosphäre. Als
Belohnung gab es anschließend sogar noch ein Eis und zu Hause zwei Dickmänner.
Diese lagen mir schon seit Wochen im Hinterkopf :-)