Waldlaufserie Tusem Essen

Erster richtiger bergiger Lauf in 2011

 

1. Wertungslauf, 15.01.2011: 

"Wer von uns kam auf die bekloppte Idee sich für diesen Lauf anzumelden ?" waren unsere Worte vor dem Start, nach der Streckenbesichtigung. Über die rund 150 Höhenmeter auf eine 9,2 km Distanz konnten wir uns vorher kein Bild machen. Als wir Strecken sahen sehrwohl....

Ciaron und ich hatten uns am letzten Montag angemeldet. Ein Tempo-Trainingslauf auf bergiger Strecke - mehr könnte man so oder so mit dieser krummen Distanz nicht anfangen. Der kleine Essener Ortsteil Margaretenhöhe war mir zuvor gar nicht richtig bekannt. Klar, man hatte es desöfteren auf Straßenschildern mal gelesen - aber das es sich um die 1. Gartenstadt Deutschlands handelt und fast alle Häuser dort unter Denkmalschutz stehen, das wusste ich zuvor nicht. Margarete Krupp ließ um 1900 diese urigen Häuser erbauen, wo man meint, wenn man durch die Straßen geht - man wäre wirklich 100 Jahre zurückversetzt.

Ein Blick auf die vorherigen Ergebnis-Listen ergab: Hier sind nur die Topläufer! So war es dann auch! Die Topläufer von Tusem Essen, Ayyo-Team Essen und LC Duisburg gaben hier ihren Jahresauftakt. Innerlich dachte ich: Was haben wir Jogger hier verloren. Hier kommen wir unter den Letzten. Fieberhaft suchten wir beim Warmlaufen einige "Übergewichtige", die wir vielleicht hinter uns lassen würden - wir fanden keine :-) Da die Strecke 5 Mal zu durchlaufen war, gingen wir diese erst einmal ab. Immer auf und ab - bis auf dem Start, als es abwärts geht, kaum ein Punkt wo es flach ist. Nach rund 600 Metern ein knackiger Anstieg! Alles halb so wild *grins* - aber diese ganzen Anstiege galt es 5 Mal zubewältigen. Ciaron und ich malten uns schon ein Horror-Szenario aus. Scherzeshalber meinten wir: Komm wir fahren nach Hause und sagen alle, wir haben die Veranstaltung nicht gefunden ! Naja, da mußten wir jetzt durch! 

 

Angelika war heute unser Groupie und sie war diesmal in keinster Weise neidisch, dass sie hier nicht starten würde. Obwohl ich mich diesmal mehr in die Mitte des Starterfeldes stellte, zogen nach dem Startschuss ganze Scharen an mir vorbei. Ich blickte erstmal kurz nach hinten: Sind überhaupt noch welche hinter mir ? So was hatte ich noch nie erlebt! Es ging rund 500 m gut bergab, der Waldboden war in einen sehr guten Zustand, kaum Unebenheiten, kaum Matsch. Nach einer scharfen Rechtskurve ein knackiger Anstieg und hier zog sich das Feld schon sehr weit auseinander. An der Kuppe angekommen, galt es nur einen kurzen Moment zu verschnaufen, bis es weiter hoch ging. Schwer einzuschätzen bei so einen Profil, wie man seine Kräfte einteilen soll. Ein kurzes Stück bergab, bis es noch einmal zu einer Strasse kurz, aber knackig hoch ging. Eine scharfe Rechtskurve bis man wieder leicht ansteigend zum Startbereich kam und die erste Runde hinter sich hatte. Hat doch prima geklappt, dachte ich mir ! Naja, waren ja auch erst rund 1,8 km :-) ! Aber es war schön das Angelika bei jeder Runde an einem Punkt stand und man sich jedes Mal freute, bei ihr vorbei zu kommen. 

 

In der 2. Runde merkte man, dass der eine oder andere doch seine Kräfte überschätzte. Jedenfalls konnte ich einige vor mir einkassieren, die zuvor noch in weiter Ferne waren. Vor der letzten Runde war in rund 150 m Sichtweite Sybille Möllensiep, die schon mehrere Marathons gewonnen hat. "Los, die packst Du Dir noch!" rief mir Angelika zu. "Ja klar! 200 m Vorsprung Aufholen auf 1,8 Kilometer - unmöglich" dachte ich mir. So viel kann man keiner guten Läuferin abnehmen. Nach dem ersten dicken Anstieg, war sie jedoch gar nicht mehr so weit von mir entfernt. Mittlerweile hing mir aber die Lunge aus dem Hals. Als es in Richtung Ziel ging (siehe Bild oben) war sie nur noch 8 Sekunden vor mir. Einholen konnte ich sie jedoch nicht mehr. Der Weg zum Ziel führte übrings ebenfalls über einen Anstieg.

Im Ziel gab neben warmen Tee, Isogetränk für jeden auch ein Salzbrezel. Alles nett und schön organisiert. Letztlich bereuten wir es nicht hier gelaufen zu sein. Es war hart, aber wir hatten es uns vor dem Start schlimmer vorgestellt.

 

2. Wertungslauf, 22.01.2011: 

Für den zweiten Wertungslauf hatte ich mir einiges mehr vorgenommen. Zumindest eine Verbesserung gegenüber den 1. Lauf, gegebenenfalls unter 39 Minuten. Das Wetter war dieses Mal nicht unbedingt ideal. Beim "Warmlaufen" schlotterten wir vor der Kälte und das uns anschließend nach 2 km warm war, konnte man in keinster Weise sagen. Kurz vor dem Start trafen wir noch Ralph aus dem Laufen-aktuell-Forum, der genauso geschockt war über das Profil, wie wir vor einer Woche. 

 

Anhand des Zieleinlaufes der Vorwoche konnte ich gut abschätzen, wer ungefähr meine Zeit laufen wird.  Das Teilnehmerfeld war etwa so groß wie in der Vorwoche, teilweise fehlten einige, teilweise waren Starter da, die zuvor nicht hier gelaufen sind. Sehr schnell hatte ich mein Tempo gefunden, und wie erwartet - fast die gleichen auf meiner Höhe. Sybille Möllensiep direkt vor mir, war zunächst rund 50 m entfernt, bei den Anstiegen konnte ich jedoch jedes Mal aufschließen. Doch irgendwie es bei ihr heute nicht so rund wie die Woche vorher. Nach einer Runde zog ich an ihr vorbei. Letztlich war sie sogar über 1 Minute hinter mir. Die erste Runde war schon schneller, die zweite ebenfalls. Ich schloß nunmehr auf die 3. Frau auf und gegenseitig machten wir bis zur 5. Runde Tempo. Schon jetzt war mir klar, ich würde unter 39 Minuten einlaufen, ja sogar wesentlich schneller. Ich zog an ihr vorbei, und erblickte genau den gleichen Läufer, den ich letzte Woche direkt auf der Zielgeraden überholen konnte. Diesmal biß er sich fest, wie ein Terrier, immer wieder hörte ich sein Atmen neben mir. Ständig schloß er wieder auf, aber ein kleines bißchen fehlte doch. Ideal für mich, so verlor ich nicht so viel an Geschwindigkeit. Beim ersten Lauf war ich 1 Sekunden vor ihm, diesmal 5 Sekunden.

 

38:31 Min. - 50 Sekunden schneller als beim 1. Wertungslauf und das auf einer 9,2 km Strecke, die mit rund 150 Höhenmetern stark profiliert ist. Ciaron verbesserte sich ebenfalls, sogar um rund 1 1/2 Minuten und schaffte es somit gar überraschend noch auf den 3. Platz in seiner Altersklasse. Nochmals Glückwunsch! Einfach klasse !