Vivawest-Marathon

2. Streckenhälfte eingebrochen.....

Da nutzt das beste Training nichts, wenn pünktlich zum Marathon die Temperaturen hoch gehen und die Sonne einen den Pelz verbrennt.

Am Freitag holten wir unsere Startnummern ab und bummelten über die kleine Marathonmesse. Ebenfalls schon mal einen kleinen Überblick verschaffen wo man evtl. Sonntagmorgen in der Nähe parken könnten, da wir mit den Shuttleservice von der Arena aus nicht fahren wollten.

Am Sonntagmorgen waren die von wetter.com angekündigten Wolken nicht zu sehen: Es war Wolkenlos ! Eigentlich hätte ich hier schon ein paar Abstriche machen sollen, tat ich aber nicht. Gegen 7.00 Uhr fuhren wir in Richtung Gelsenkirchen und fanden idealerweise direkt 200 m vom Start und Ziel einen Parkplatz. So brauchten wir auch keinen Kleiderbeutel aufgeben und konnten noch bis zum Einchecken ein wenig chillen. Im Laufe des Morgens trafen wir noch Jutta, Daniel, Petra, Michael, Fred und ein paar andere.

Alles nett organisiert, aber auch ein paar kleine Organisationmängel. Wobei man ja sagen muss: Es ist die 2. Veranstaltung. Hier passieren eben Dinge, die unvorhersehbar sind und natürlich großen Veranstaltern wie in Frankfurt, Berlin und Hamburg nicht passieren. Gelsenkirchen kann man nummal damit nicht vergleichen – wollen wir auch nicht. Jedenfalls wurde sich Mühe gegeben. Und das beginnt schon mit Kleinigkeiten. Nicht nur die normalen Dixis wurden aufgestellt, auch die runden Pinkelbuden für die Männer. Das entzehrt ein wenig die Schlangen vor den Dixis.

Da auf der Strecke einige Falschparker waren, starteten die Halbmarathonis rund eine halbe Stunde später, in unterschiedlichen Minutentakten wurden einzelne Gruppen losgeschickt. Was zur Folge hatte, das auch wir Marathonis statt 9:30 Uhr erst um 9:55 Uhr starteten. Was ein großer negativer Punkt war: Vor uns starteten direkt die langsamen Halbmarathonis bzw. die Walker und Nordic-Walker. Durch die Verzögerung spürte ich nach ein paar hundert Meter meine Blase und wurde ausgebremst. Erstmal in den Büschen und dann wieder Anschluss finden. Die ersten 2 Kilometer lief man sehr gut, aber dann stieß man auf besagte Walker und es hieß, Abbremsen und Slalomlaufen. Das ging gar nicht. Das ist ein Mangel der muss unbedingt abgestellt werden. Denn es liegt nunmal scheinbar in der Natur der meisten Walker mit etlichen nebeneinander zu laufen.

Ich schloss zu den 3:15 Zugläufern auf, fühlte mich prima, meine Uhr war nebensächlich. Ob sie nun genau laufen würden, war mir egal, in etwa zwischen 3:15 und 3:30 war mein Hauptziel. Sagen wir mal so – Minimalziel war die Zeit unter 3:30, aber eine schnellere Zeit nehme ich gerne mit. Was aber bei der Sonne und den Temperaturen eigentlich schon ein Gedankenfehler war. Auch das Streckenprofil unterschätzte ich mächtig. Immer wieder ging es Auf und Ab in Essen, ich lief zwar Anstiege langsamer und locker hoch, aber trotzdem kostete es manchmal ganz schön Kraft.

Ein toller Eventpoint war bei km 6 Zeche Zollverein. Wirklich ein Highlight dort durch zulaufen und die Stimmung war auch hier klasse. Hier trennte man sich nun endlich von den Halbmarathonis und das war auch gut so. Es nervte ganz schön. Nun ging es über Stoppenberg in Richtung Essen-City und hier hatte man ein paar richtig lange knackige Anstiege. Eine Bestzeitenstrecke in keinster Weise. Vor der Rathausgalerie nochmal eine dicke Rampe und hier war man schon gut an schnaufen und verlor leicht den Anschluss an den Zugläufern. Durch die Rathausgalerie ging es direkt durch die City und hier war auch wieder viel Publikum. Endlich ging es Abwärts und ich schloss zu den beiden Zugläufern wieder auf. Wobei mir einer bereits vorkam, als ob er schon arge Probleme hätte, so am schnaufen war er. Man versuchte immer ein wenig Schatten zu erhaschen, aber das war einfach nicht möglich. Durch den Universitätspark ging es neben der Pferdebahnstraße entlang. An der folgenden Getränkestation nahm ich mein erstes Gel, konnte aber zumindest an leicht wieder zu den Zugläufern ranlaufen.

Die lange Bottroper Straße – einsam – grausig in der Sonne

Es ging auf die Bottroper Straße, voll der Sonne ausgesetzt, kaum Publikum und immer wieder Auf- und Ab. Grausig, ein Streckenabschnitt der einen richtig runterzog. Ich kam mir vor wie auf Route 66 in der Wüste, einsam, kilometerlang, das Feld schon weit auseinandergezogen. Nur an manchen Stellen standen ein paar Leute. An der Verpflegungsstation in Bottrop-Ebel verlor ich dann den Anschluss an den Zugläufern, aber das war mir auch egal. Ich hatte auch Angst, dass wenn ich das Tempo so halten würde, dass ich wieder mit meinen Wadenkrämpfen zu kämpfen hätte. Hin- und wieder gönnte ich mir schon hier eine Pause und hatte die ersten Probleme. Die Strecke durch Ebel war nun wirklich nicht berauschend, vereinzelt ein paar Leute am Streckenrand, wobei sich manche sogar lustig über die doofen Marathonis machten, die schon mit den Temperaturen zu kämpfen hatten. In meinen Bereich machten schon einige Pausen und auch ich gönnte mir zwischendurch diese, schließlich war gerade erstmal knapp über die Hälfte absolviert. Entlang der Emscher-Kläranlage über Welheim erreichten wir nun Bottrop-Boy. Hier zuckte leicht meine rechte Wade, ich hatte zwar zuvor schon Salztabletten genommen, aber hier musste ich wirklich einen Gang rausnehmen. Es ging in Richtung Ostermann und hier war wieder ein tolles Stimmungsnest mit toller Anfeuerung. Ich nahm mein nächstes Gel und es ging zunächst wieder einsam in Richtung Gladbeck über die Halde in Wandel bis zum Kreisverkehr in Gladbeck. Bis dahin wieder nur vereinzelt ein paar Personen. Aber der Kreisverkehr in Gladbeck an der Horster Straße entschädigte wieder für alles, hier tobte der Bär – klasse. Ich trank etwas, traf Rainer und machte mich auf die letzten 9 Kilometern. Kurz vor Horst musste ich immer wieder abbremsen, meine Wade bollerte immer mehr. Je mehr ich über Unebenheiten lief – und die waren in Horst in Richtung Nordsternpark nicht wenig, durchzuckte mich immer wieder ein kleiner Krampf.

Tote Hose in Horst

In Horst war rein gar nichts los. Mal schaute der eine oder andere durchs Fenster und war erstaunt über die Bekloppten die bei diesem Wetter 42,2 km liefen und ein Zuschauer, der freundlicherweise nicht nur laufenden Freund etwas zu trinken anbot sondern auch uns in diesen Bereich. Wirklich nett ! Solche Zuschauer fehlten öfter. Manche hatten zwar selber ein paar Tische aufbot und boten auch den Läufern was an, aber es war nicht viele. Trotzdem denen – vielen Dank, ihr ward super!

Horst war wie eine Gespensterstadt und ich dachte mir: Ganz Horst hat sich sicher im Nordsternpark versammelt. Naja – passte nicht ganz, aber hier war schon mehr los. Hier überholte ich überraschender Weise den Zugläufer 3:15, der wohl auch ein wenig Tribut zahlen musste. Das überraschte mich bei ihm doch sehr. Den Aufstieg zum Nordsternpark musste ich leider gehen, denn über dem Kopfsteinpflaster bollerte meine Wade bei jeder Unebenheit. Nach ein wenig warmer Cola an der Getränkestation ging es weiter durch den Park in Richtung Hessler. Auch in Hessler durch den „Fersenbruch“ wurde von manchen Anwohnern wie Außerirdische angeguckt. Anfeuerung und Applaus eher weniger. Ganz ehrlich – brauch man nicht diesen Streckenabschnitt. Einsam ging es weiter auf die Hans-Böckler-Allee. Auch hier waren die einzigen Leute die freundlichen Helfer an der Getränkestation. Die stand unter der Autobahnbrücke und so konnte ich mich mal über kalte Cola freuen. Über die Feldmarkstraße war es nun nicht mehr weit bis zum Ziel, eine 3:29 war noch drin, aber ich musste immer wieder Tempo rausnehmen wegen meiner Wade. Das man nicht mehr weit bis zum Ziel hatte, merkte man nicht unbedingt, denn Zuschauer – wenig. Erst auf der Zielgeraden am Zentralbad konnte man die Stimmung genießen. Mit 3:29:12 Std. hatte ich zumindest ein Minimalziel erreicht. Für das Streckenprofil und der Witterung ist die Zeit ganz in Ordnung, bin jedoch viel zu schnell angegangen und hatte dadurch auf der 2. Hälfte erheblich verloren und meine Probleme.

Aber diese Probleme hatten heute sehr viele – auch wenn es viele nicht zugeben.

Fehlende Ehrlichkeit von Facebook-Leuten

Früher war man in verschiedenen Laufforen und hatte die eine oder andere Freundschaft geschlossen. In Zeiten von Facebook ist ein anderer Kreis von zumindest einigen Leuten entstanden. Hier heißt es viele „gefällt mir“ zu erreichen und von anderen „beweihräuchert“ werden. Aus welchen Gründen auch immer. Man sieht den einen oder anderen am Streckenrand völlig platt und erschöpft stehen und bei Facebook wird von einem tollen und leichten Lauf gesprochen, manchmal mit Äußerungen – wenn ich gewollt hätte, hätte ich mehr gekonnt u.s.w.! Da läuft der eine oder andere auf der 2. Streckenhälfte komplett rund 2 Minuten langsamer und spricht davon, das das so geplant war und das Feiern mit den Zuschauern o.ä. ihn aufgehalten hätte. Da spricht jemand davon er hätte ja nur ein lockeren Spaßlauf vor, nennt eine ganz schlechte Zielzeit, rennt aber wie doof ein Tempo an, was derjenige nie gelaufen ist. Was soll das ? Hier sind scheinbar einige, die brauchen diese „gefällt mir“ als Selbstbestätigung und reden alles schön. Grausig.....

Geschönte Zuschauerzahlen

Der Veranstalter spricht von rund 150.000 Zuschauern an der Strecke. Ich muss woanders gelaufen sein – selbst die Hälfte ist mehr als übertrieben. Es gab tolle Stimmungsnester wie Zeche Zollverein, Ostermann, Gladbeck und Nordsternpark – aber diese Zuschauerzahl war in keinster Weise an der Strecke. Vielmehr lief man überwiegend einsam.

So genug gemeckert – es war ein netter Marathon. Aber ein „Muss“ ist er wirklich nicht, obwohl es in heimischen Gefilden ist. Der Ruhrpott kann scheinbar nicht so mobilisiert werden, wie in anderen Städten.

209. Wettkampf Datum Distanz Zeit Gesamtplatz AK-Platz
  18.05.2014 Marathon 3:29:12 Std. 110. von 901 18. von 128